SWR2 Wort zum Tag

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Der christliche Glaube hat es in sich. Manches an ihm klingt heute unkorrekt. Erfahrungen, die Christen vor 2000 Jahren gemacht haben, sind zu Überzeugungen geworden. So eine alte zur Überzeugung geronnene Erfahrung ist zum Beispiel: „Um die Sünde aus der Welt zu schaffen, muss man Opfer bringen.“

Heute zucken viele allein schon beim Klang der Worte zusammen: „Sünde, Opfer.“ Ich auch. Sie klingen dunkel. Als wollten sie Schatten aufs Leben legen, das doch so schön und hell sein kann, sein sollte. Anstatt Schatten vom Leben wegzunehmen.
Aber was, wenn es nicht hilft, nur die Worte wegzulassen, weil die Erfahrung dahinter nicht automatisch verschwindet, sondern vielleicht in anderer Gestalt doch wieder auftaucht. Vielleicht nicht als religiöse Erfahrung, aber als säkulare, mitten im Alltag. Beim Autofahren zB.
Ja, ich habe zur Zeit das Gefühl, dass man als Autofahrer das er-fährt: „Um Sünden aus der Welt zu schaffen, muss man Opfer bringen “ Wie ich das meine?

Viele von uns wollen verantwortungsbewusst fahren. Mit einem guten Gewissen. Viele haben Dieselautos gekauft, weil sie die Belastung für die Umwelt und das Klima verringern wollten. Nicht mehr so viele „Umweltsünden“ begehen.
Selbst wenn man das Wort ironisch sagt: Ein Zufall ist es wohl nicht, wenn wir „Umweltsünde“ sagen. Es ist ja was dran. Indem ich mobil bin, bin ich schon ein Teil eines Problems. Belaste die Umwelt mit. Mehr oder weniger.
Selbst wenn ich es nicht „Sünde“ nenne: Ein Problem bleibt es. Umweltbelaster und – sünder bleibe ich sogar dann, wenn ich in Zukunft elektrisch Auto fahre. Batterien und Autos zu produzieren, das geht nicht ohne Klimafolgen ab. Und der Strom wird noch immer großenteils aus Kohle gewonnen.
Sündlos leben ist nicht so einfach. Das ist auch eine christliche Erfahrung. Aber ich kann „Umweltsünden“ mindern. Und das ist auch gut so.

Genau da kommt wieder die alte Erfahrung der Christen vom Anfang ins Spiel: „Um Sünden aus der Welt zu schaffen, muss man Opfer bringen.“
Als Autofahrer Umweltsünden mindern durch Opfer?
Klingt vielleicht groß, aber „Opfer bringen“, manchmal sagen wir dazu ja auch schlicht und alltäglich auf etwas verzichten. Unterscheiden, welche Wünsche notwendig sind und welche nicht. Beim Mobilsein zB. Ich muss nicht alles wollen und tun, was möglich ist. Auf etwas verzichten, beginnt meistens im Kopf. Mit phantasievollem Umdenken und Geist kann man Sünden beikommen. Und das Leben damit sogar schöner machen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24909
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