Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Es gibt Dinge, die muss man erst mal hinnehmen. Da kann man nichts dran machen. Eine Krankheit, einen Verlust. Und doch muss es nicht so bleiben, wie es ist.

Eine ältere Freundin von uns trägt schon ein paar Jahre eine Brille. Sie hat sich längst dran gewöhnt. Trotz Brille aber kann sie immer schlechter sehen. Sie geht zum Augenarzt und bekommt die Diagnose: Grauer Star. Das ist für sie erst mal ein Schock.

Und so sitzt sie dann vor mir und erzählt, dass der Arzt ihr zwar eine Operation vorgeschlagen hat. Eigentlich ein Routine-Eingriff. Aber sie glaubt nicht, dass das helfen wird. Außerdem kann es auch schiefgehen. Dann wäre sie völlig blind. Man hört ja so viel.

Die Einschränkungen beim Sehen werden immer größer. Und schließlich willigt sie doch in die OP ein. Ein paar Tage danach gehe ich sie besuchen. „Du glaubst gar nicht, wie scharf ich wieder gucken kann, damit hätte ich nicht gerechnet!“ sagt sie. Ich freue mich mit ihr.

Mir kommen die vielen Geschichten in den Sinn, in denen Jesus Kranke und Blinde geheilt hat. Allen Geschichten ist gemeinsam: Die Menschen finden sich nicht mit ihrem Schicksal ab. Sie wollen, dass Jesus etwas für sie tut. Und sie geben die Hoffnung nicht auf.

Die Heilungsgeschichte der älteren Freundin ist weitergegangen. Denn heute stellt sie ihr Augenlicht ihrem Mann zur Verfügung. Der hat ein Augenleiden, das nicht geheilt werden kann. Aber die beiden haben sich nicht damit abgefunden. Jetzt liest sie für ihn das Kleingedruckte. Fährt ihn überall hin. Und erzählt ihm auf dem Golfplatz, wo seine Bälle hingeflogen sind. So haben sie viel Spaß miteinander und merken: wir sind gar nicht so ohnmächtig, wie wir dachten.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24906
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