Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Ich freue mich, wenn mir ab und zu mal jemand die Meinung sagt. Nicht, dass jemand mir alles Mögliche an den Kopf wirft und mich runtermacht. Darauf kann ich gerne verzichten.

Aber es geht ja auch anders. Es gibt auch die ehrliche Rückmeldung, das konstruktiv-kritische Feed-back. Dass mir jemand sagt, wie er mich erlebt, mit allem Positiven und mit meinen Schwächen. Das erlebe ich als sehr wertvoll und hilfreich.

Als Mensch wachsen und reifen kann ich nur, wenn ich mich selbst so sehe, wie ich wirklich bin. Wenn ich mir nichts über mich vormache. Im Psalm 19 heißt es ganz lapidar: „Wer bemerkt seine eigenen Fehler?“ Die werden leicht übersehen oder ausgeblendet. Und deshalb lasse ich sie mir von anderen spiegeln. Ich erbitte mir ein Feed-back von einem Freund oder einer Freundin, die mich gut kennt; von einem Kollegen oder einer Mitarbeiterin, die mich im Alltag erlebt. Manche sind erstaunt, wenn ich sie darum bitte – aber bisher haben sich alle darauf eingelassen. Und das, was ich dann über mich zu hören bekam, war immer hilfreich. Zum Teil ist es eine Bestätigung. Aber gerade beim Kritischen bin ich besonders hellhörig. Bei dem, wo mein Bild von mir anders ist als das, wie der andere mich sieht. Das schmerzt manchmal. Aber so werde ich aufmerksam auf wunde Punkte bei mir. Ich erfahre, wie ich wirklich bin, jenseits meiner Wunschvorstellung, wie ich gerne wäre. Und mir wird klar, wo genau ich bei mir ansetzen muss, um weiter zu wachsen und zu reifen.

Darum erbitte ich mir das von Zeit zu Zeit. Mindestens einmal im Jahr. Bevor ich in Exerzitien gehe, in meine jährliche Besinnungszeit. Ich bin dann acht Tage im Schweigen, um in mich und auf mein Leben zu schauen, was da los ist. Was es schön macht. Was sich Ungutes einschlichen hat. Wie es mir „mit Gott und der Welt“ geht. Und was mit Gottes Hilfe anders werden soll.

Es ist wunderbar, wie liebe Mitmenschen mir durch ihre Rückmeldung dabei helfen. Auf Gott bauen kann ich dabei allemal. Denn der nimmt mich an, so wie ich bin. Und er steht mir erst recht dort bei, wo es bei mir hapert. Damit ich das, was er in mir angelegt hat, immer mehr entfalten kann. So habe ich gute Chancen, immer mehr ich selbst zu werden. Mit Gottes und der Nächsten Hilfe.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24902
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