Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

Taim ist auf die Welt gekommen.

Der Name bedeutet: der an Gott glaubt.

Sein Vater und die Oma waren schon im Krankenhaus, jetzt sollte noch der Opa kommen. Er ist mein Nachbar und er hat kein Auto, deshalb habe ich ihn in die Stadt gefahren.

Als Dankeschön gewissermaßen gab die Mutter mir zuerst den kleinen Sohn in den Arm.  Mit einer Hand das Köpfchen stützen, mit dem anderen Arm den Rest, ein kleines, atmendes Bündel, ein Wunder. So winzig, drei Stunden alt. Die Fingerchen waren noch ein bißchen blau und die Augen fest geschlossen. Manchmal ging ein Zucken durch den Körper, einmal öffnete sich das Mündchen, dann gähnte er kurz. So süß. Ich glaube, er war noch nicht so ganz hier angekommen, er schwebte noch zwischen den Welten. Und mir wurden die Arme schwer, obwohl er weniger als 4 Kilo wiegt. Dann nahm der Großvater ihn auf den Arm. Er begann zu singen. Danach zog er dem kleinen Jungen die Decke von den Ohren und sprach zu ihm. Alles arabisch, das verstehe ich leider nicht, aber es war doch zu verstehen. Wie beim Gebetsruf vom Turm der Moschee hatte der Großvater Gott herbei gesungen und dann seinem Enkel einen Segen zugesprochen. Er hatte dabei seine Gebetskette um die Hand gewickelt. Dann gab er den kleinen Taim seiner Mutter zurück.

Bei euch läuten die Glocken, bei uns singt der Muezzin und ruft damit zum Gebet, erklärte mir später die Familie. Und dass es üblich ist, dass das Familienoberhaupt Gott herbei ruft und dem neuen Erdenbürger einen Segen schenkt. Ich glaube, muslimische Familien sind genau so offen für das Wunder einer Geburt und Gottes Beistand dabei wie wir Christen. Aber sie zeigen es deutlicher.



https://www.kirche-im-swr.de/?m=24897
weiterlesen...