SWR3 Gedanken

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„Mach was Sinnvolles in deinen Ferien! Nutze die freie Zeit!“ Vor mehr als 100 Jahren war das noch moralische Pflicht, den die Pfarrer ihren Schäfchen mit auf den Weg in den Urlaub gegeben haben. Freie Zeit solle genutzt werden zur geistigen Erholung, freie Zeit sei zu wertvoll, um sie sinnlos zu verschwenden.

Aber wie verbringt man seine Sonntage sinnvoll? Was macht man, um seine Freizeit und kostbaren Urlaub nicht zu verschwenden? Einfach abschalten? Chillen? Nichts tun? Oder etwas Anderes tun als im müden, grauen Alltag?

Manchmal habe ich den Eindruck: im Urlaub geht es bei vielen genauso weiter wie im Alltag. Sie meinen, sie müssten was Besonderes machen, eine Herausforderung bestehen, Neues, vielleicht sogar Abenteuerliches wagen.

Die evangelischen Kirchen warnen jedoch davor. Die Hast, die die Arbeitswelt prägt, sollte nicht auch noch die Freizeit bestimmen. Ich kenne aber viele, die hasten von Event zu Event, im Urlaub wird Sport getrieben und Wellness abgearbeitet, werden Museen abgeharkt, viele Kilometer hinter sich gebracht – von den Staus ganz zu schweigen.

Es gibt Leute, die machen das ganz anders. Aus Überzeugung. Die orthodoxen Juden zum Beispiel machen am Sabbat absolut gar nichts. Sie spielen nicht mal Fußball, kochen kein mehrgängiges Menü… Niemandem würde einfallen, größere Strecken zu gehen, Schweres zu tragen oder gar was im Haushalt oder im Garten zu werkeln. Damit man sich auf das konzentrieren kann, was wirklich wichtig ist. Damit sie ungestört mit Gott reden können.

Am Sonntag die Uhr anhalten und ein bisschen aus der Zeit fallen. Im Urlaub den Alltag hinter sich lassen und Dinge machen, die man sonst nie macht. Ich glaube, das wäre heilsam.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24886
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