SWR3 Gedanken

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In der Christuskirche in Mannheim hatte die Gemeinde die Idee zum Reformationsjubiläum die Bibel in der neuen Lutherübersetzung abzuschreiben. Eine Altarbibel handgeschrieben von Mannheimern. Ein Mammutprojekt: 66 biblische Bücher, 1189 Kapitel. Manche waren erstaunt, wie schnell und wie viele sich gemeldet haben, um mitzumachen beim Abschreiben. Und manche haben auch gemeckert: Was soll das, kostet nur einen Haufen Geld und bringt nichts.

Die Leute schreiben die Bibel ja nur ab. Davon werden sie bestimmt keine besseren Christen. Und was soll daraus entstehen? Glauben etwa? Bei so was Mechanischem wie Abschreiben? Und außerdem gibt es da Texte, mit denen sollte man sich lieber gar nicht beschäftigen, langweilige Gesetzestexte und grausige Geschichten von Gewalt in Gottes Namen. Widersprüchliches, märchenhaftes, seltsam Fernes und geradezu Skurriles.

Dennoch machen ganz viele mit. Ich auch. Beim - abschreiben – habe ich eine besondere Erfahrung gemacht. Es fängt damit an, dass der Stift Spuren auf dem Papier hinterlässt, wie ein Gang durch Neuschnee. Man kann schnell mal einen Fehler machen beim Abschreiben. Und - der ist nicht zu korrigieren. Und dann bleibt das Auge an einem Wort hängen, an einem Ausdruck und die Seele verfängt sich in einer Zeile und nimmt diese mit. Ganz anders als würde ich nur lesen.

Als ich ein kleines Kapitel aus dem Buch des Propheten Daniel abgeschrieben habe, ist mir ein Satz hängen geblieben. Der begleitet mich seitdem. Da sagt einer zu Daniel:

„Fürchte dich nicht, du von Gott Geliebter!
Friede sei mit dir! Sei getrost, sei getrost!“
„Fürchte dich nicht!“ schreibe, lese und höre ich
„Fürchte dich nicht, Gott liebt dich
Friede sei mit dir! Sei mutig und sei stark.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24843
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