Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Die Mama hat sich gar nicht verändert“ hatte meine Tochter gesagt, die damals noch ein halbes Kind war. Ich war 10 Tage zu Exerzitien fortgewesen. Alle waren froh, dass ich nun wieder daheim war. Immer noch die Mama, so wie mich die Familie kannte.  Aber innerlich – war eine Menge passiert. Innerlich fühlte ich mich sehr verändert. Das Kind konnte das ja noch nicht wahrnehmen. Und ich hätte es auch nicht erklären können.

Wie erklärt man 10 Tage Schweigen mit Gott … was da alles passiert? 10 Tage ist viel Zeit zum Beten, zum Nachdenken über Gott und über das Leben. Zeit zum Spazierengehen und Ausruhen. 10 Tage lang an einem  gedeckten Tisch sitzen und sich um nichts kümmern müssen. Das alles zusammen tut schon gut. Exerzitien sind eine Kur für Leib, Seele und Glauben. Es hat so gut getan, Zeit mit Gott zu verschwenden.  Herrlich! Und über meinen Glauben nachzudenken. Zugegeben, manchmal ist es auch nicht so einfach. Denn in der Stille fällt einem  manches ein, was vielleicht nicht so gut läuft im eigenen Leben. Das kann auch mal weh tun. Deshalb ist es ein Segen, in dieser intensiven Zeit jeden Tag mit einer kundigen Begleitperson sprechen zu können, damit man sich nicht in den eigenen Gedanken und Erfahrungen verliert. Es geht ja darum, zu spüren, wie Gott im eigenen Herzen wirkt und arbeitet.

Die Mama, die ich damals war, hat sich in der folgenden Zeit sehr verändert! Denn seit vielen Jahren arbeite ich nun selbst in einem Exerzitienhaus und begleite andere bei ihren Exerzitien. Und wir haben reichlich zu tun – weil es immer Menschen gibt, die sich nach solchen stillen Tagen sehnen. Sie kommen aus vielen Berufen und allen Altersgruppen – und alle suchen die Stille mit Gott. Denn wenn es still ist, hört man Gottes Stimme leichter. Auch wenn man es von außen nicht ohne Weiteres sehen kann: Gott zu begegnen, verändert jeden Menschen.

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