Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Ich kann nicht gut rückwärts vorwärts fahren. Wenn ich mit dem Zug reise, muss ich immer drauf achten, dass ich einen Platz mit Blick in die Fahrtrichtung bekomme. Sitze ich falsch rum, fahre also rückwärts vorwärts, dann wird mi  ganz schlecht. Rückwärts vorwärts bekommt mir nicht.

Das ist auch kein Wunder, weil das ist schon in der Bibel als problematische Perspektive markiert. In der Geschichte von Lots Frau. Da wird deutlich, dass Gott will, dass wir schöne Aussichten haben, damit es gut  vorwärts geht mit uns.

Diese Dienstanweisung für Reisende steht in der dramatischen Ausreißergeschichte von Lots Familie. Sie spielt in und um Sodom und Gomorra. Diese Stadt mit Doppelname steht geradezu modellhaft für gelebte Gottlosigkeit. In ihr herrscht das Chaos doppelt und dreifach. Und niemand fragt mehr nach dem Gott des Lebens, der uns nach vorne bringt. So dumm ist Sodom.

Bis auf eine Familie sind alle verloren in Unglaube und Heidenspass. Da holt Gott seine letzten Treuen in einer Evakuierungsaktion kurz vor dem Untergang heraus in die Freiheit. Mit Engelsgeduld führt er die Familie Lot weg und er gibt nur eine einzige Anweisung für unterwegs. Und die heißt: Schaut Euch nicht um!
Auf dem Weg in die rettende Zukunft soll das, was hinter uns liegt, keine zu große Anziehungskraft mehr haben. Aber das ist leichter gesagt, als getan. Von wegen: Nichts wie weg!
Lots Frau, so erzählt die Geschichte, kann der Magie des Zurückliegenden nicht widerstehen, zu stark ist das vertraute Dilemma, es zieht an und hält fest, je weiter sich die Familie entfernt, desto mehr. Und dann passiert das tragische Rückwärts-Vorwärts Drehmoment. Lots Frau schaut zurück und erstarrt in Leblosigkeit zur Salzsäule.

Wenn das, was wir zurücklassen sollen, uns total fasziniert und fesselt, dann bricht die Perspektive nach vorne weg, dann gefriert unser Leben fest.Rückwärts gewandt, ausschließlich im Hinblick auf das, was war zu leben, das geht schief. Da wird einem schon mal schlecht. Da hört man bisweilen auf zu atmen. Was war, gehört zu uns. Aber wir gehören ihm nicht. Wir sollen nach vorne blicken, unser Leben soll gute Aussichten genießen, im Blick haben, was Gott uns schenken will an Zukunft und Hoffnung. Damit zum Zug kommt, wie er uns befreien will. Vorwärts leben. Das ist der Weg.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24817
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