SWR3 Gedanken

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Wie sicher sind wir eigentlich in unserem Land? Und wie frei können wir uns bewegen? Das habe ich ganz neu verstanden durch eine Jugendgruppe aus Chicago. Die war bei uns ein paar Wochen zu Gast. Junge Leute, Afroamerikaner aus einer schwarzen Gemeinde von der Chicagoer Southside. Das ist eine Gegend in der werden mehr Menschen erschossen, als amerikanische Soldaten derzeit in Afghanistan und dem Irak zusammen umkommen.

Die jungen Leute waren bei ihrer Ankunft hier in Mannheim zunächst irritiert:
Dauernd sollten sie laufen! Und sie fragten uns, warum wir eigentlich nicht mit dem Auto fahren. Wir haben ihnen erklärt dass es oft länger dauern würde, mit dem Auto zu fahren bis man einen Parkplatz hat und dass wir es genießen nebenher zu reden. Uns zu bewegen. Und dass es eben einfach normal für uns ist.

Michael, 19 Jahre alt und ein begnadeter Sänger stöhnt in den ersten Tagen ständig:
schon wieder Treppen, schon wieder laufen und es dauert drei Tage bis er sagt:
Wir dachten Europa sei gefährlich, wegen der Anschläge und so. Unsere Eltern machen sich große Sorgen um uns. Aber ihr hier ihr könnt einfach immer überall hinlaufen. Ihr habt keine Angst. Ihr fühlt euch ganz sicher. Zuhause können wir nie einfach laufen.

Die Kinder können nicht auf der Straße spielen. Es ist viel zu gefährlich. Dauernd wird jemand erschossen. Mir wird erst durch Michael bewusst, was für eine Freiheit wir hier genießen, fast überall, fast immer!
Am vierten Tag fährt Michael alleine mit der Straßenbahn und mit dem Bus in die Unterkunft, er strahlt und ist ganz stolz:
„Das erste Mal in meinem Leben habe ich mich so frei gefühlt und bewegt, ganz allein und ohne Angst!“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24810
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