SWR3 Gedanken

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Schicksalstag der Deutschen, so wird der 9. November manchmal genannt. Warum ist dann der 9. November eigentlich kein Gedenktag, an dem die Arbeit ruht? Frage ich mich.
An diesem Tag wurde Robert Blum erschossen, der Anfang vom Ende der Revolution 1848, Hitler und Ludendorff versuchten einen Putsch, der Nationalsozialismus kam also langsam auf. Und dann natürlich die Novemberpogrome 1938. 400 Menschen kamen allein in einer Nacht um, fast alle Synagogen in Deutschland, mehr als 1400 wurden zerstört und mindestens 30000 Juden verhaftet.

Und dann gab es da noch die Maueröffnung. Auch am 9. November. 1990 hatte man sich dann überlegt diesen Tag zum Tag der deutschen Einheit zu machen. Er wurde es nicht, damit die Erinnerung an die Zerstörung der Synagogen und die Ermordung von Juden nicht durch die Feierlichkeiten zur Maueröffnung überdeckt werden. Finde ich gut so. Es wäre schlimm zu sagen. Jetzt ist mal gut mit der Vergangenheitsbewältigung- jetzt feiern wir nur noch.

Deshalb bin ich froh, dass dieser Tag zwei Gesichter hat. Das dunkle Gesicht das daran erinnert, dass deutsche Synagogen brannten , und das helle Gesicht, das daran erinnert, dass Menschen sich friedlich die Freiheit erkämpft haben. So kann ich hoffen, dass nicht immer alles so bleibt, wie es ist. Der neunte November erinnert nicht nur an den Schrecken, sondern auch an die Freude. Mich erinnert es daran: Gott kann auch auf krummen Linien gerade schreiben. Das Krumme, Leidvolle …. Wird nicht weggewischt. Es bleibt krumm.

Ich finde, der neunte November könnte ruhig ein Gedenktag sein, an dem die Arbeit ruht. Denn es gibt viel zum Gedenken und nachdenken und zugleich zum Hoffen. https://www.kirche-im-swr.de/?m=2474
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