SWR3 Gedanken

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„Rosige-Vergangenheits-Verzerrung“ -  über dieses Wortmonster bin ich vor kurzem gestolpert. Rosige-Vergangenheits-Verzerrung. So nennen Wissenschaftler das, wenn man die Vergangenheit besser findet als die Gegenwart. „Früher war alles besser“ -  Ach ja, die guten alten Zeiten!

Denen trauern übrigens auch die nach, die den Brexit wollten, einen Donald Trump oder die AfD. Sie wollen es einfach wieder wie früher haben. Wo alles noch nicht so kompliziert war. Und wo einer allen gesagt hat, wo es langgeht...

Die Wissenschaftler aber nennen das „Rosige-Vergangenheits-Verzerrung“. Weil man dabei einfach die schlechten Erfahrungen vergisst. Aus dem Buch der Geschichte werden die dunklen Kapitel einfach rausgerissen. Und der Rest wird rosa verklärt. Rosige-Vergangenheits-Verzerrung. Gibt’s im Politischen und im Privaten.

Aber alles, was geschieht, hat seine Zeit. Und was mich betrifft: Ich mag meine Vergangenheit. Und zwar auch die, die wirklich nicht so rosig war. Erfahrungen, auf die ich gut auch hätte verzichten können. Aber sie gehören nun mal zu meiner Geschichte. Und haben mich geprägt. Mir ist es wichtig, die Erinnerung daran wach zu halten.

Denn sie bewahrt mich davor, Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Und sie erinnert mich an das, was ich gelernt habe. Das würde ich so mancher politischen Partei auch wünschen. Dass sie sich an Fehler der Vergangenheit erinnert. Da war nämlich nicht alles besser. Von der Vergangenheit gibt’s viel zu lernen. Und erst wenn wir das tun, und die dunklen Zeiten auch als solche stehen lassen können, haben wir den Ausblick auf rosige Zeiten in der Zukunft.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24732
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