SWR3 Gedanken

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Was ist Ihr Lieblingsplatz? So jetzt mitten im Sommer? Am Ufer eines Sees, leicht versteckt unter alten Bäumen, deren Äste schön ins Wasser tauchen? Oder auf einem Stein, mitten in einem klaren Fluss, mit bestem Blick auf die Fische und Käfer, die sich im Wasser tummeln? Oder im Garten, auf einem angerosteten, altmodischen Stuhl, ringsum alles Grün. Nichts zu hören außer dem Summen von Bienen und Hummeln. Und Blätter, die im Wind rauschen.

Ich liebe es, im Sommer draußen zu sein. Der Himmel ist mein Zelt, das Gras wärmt mir die nackten Fußsohlen. Das tut so gut. Einfach da sein dürfen. Und genießen.

„In der Natur fühlen wir uns so wohl, weil sie kein Urteil über uns hat“ – hat der Philosoph Friedrich Nietzsche einmal gesagt.

Und ich finde, er hat Recht. Die Natur beurteilt mich nicht. Sie vergleicht mich nicht mit Anderen, nimmt kein Maß, um mir zu vermitteln: du bist zu klein, zu dick, du kannst es nicht. Die Natur hat kein Urteil, sie sagt nicht: Du bist zu langsam – mach schneller! Du siehst unmöglich aus – zieh dich anständig an. Oder: Du verdienst zu wenig – streng dich mehr an.

Die Natur ist jedes Jahr aufs Neue mein schönstes Sommererlebnis. Eben weil sie kein Urteil hat. Und davon versuche ich dann etwas in meinen Alltag hinüber zu retten: Ich versuche, nicht vorschnell über andere zu urteilen. Fair zu sein. Anderen immer erstmal eine Chance zu geben. Und vor allem versuche ich, andere und mich nicht ständig zu vergleichen.

Sondern einfach da zu sein. Und den Augenblick zu genießen – das tut so gut. Wie heißt es in der Bibel: „Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte – und siehe, es war alles ohne Unterschied sehr gut.“

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