SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Menschen sind einfach sehr verschieden. Während manche schon von einem leichten Gegenwind umgehauen werden, können andere einen regelrechten Wirbelsturm aushalten. Bestimmt kostet sie das Kraft und man kann ihnen die Anstrengung ansehen. Aber sie halten durch und bleiben stehen. Wie gelingt ihnen das bloß?

Ich denke dabei an Menschen, die vom Pech verfolgt werden oder denen es schwer fällt, ihren Platz im Leben zu finden. Die gibt es gar nicht so selten, auch im Bekanntenkreis. Sie haben immer noch nicht den richtigen Partner gefunden. Ihre Vorschläge werden der Reihe nach abgelehnt. Wenn sie ihre Meinung sagen, werden sie belächelt. Mit der Zeit lässt einen das an sich selbst zweifeln. Aber es gibt eben Leute, die halten durch, bleiben stark, mehr als andere. Ich überlege: Wie machen sie das? Und mich selbst frage ich: Was würdest Du dafür tun?

Mir sind ein paar Gedanken dazu gekommen, die ich gerne an Sie weitergebe.

Ich bin überzeugt, dass es nichts bringt, sich selbst zu bemitleiden. Fragen wie „Warum bloß ich?“ machen uns klein und führen zu nichts. Ich kann verstehen, wenn man traurig ist und seine Wunden anschaut. Aber ich rate dazu, sich ihnen nicht zu überlassen. Sondern - und das wäre bereits der nächste Gedanke - bei dem zu bleiben, was noch an Kraft und Leben in einem ist. Ich bin immer für mich selbst verantwortlich und kann das gar nicht an andere delegieren. Es nützt auch nichts, wenn ich mich über Dinge ärgere, an denen ich sowieso nichts ändern kann. Wenn das Bein gebrochen ist oder ein Mensch anders ist, als ich es mir vorstelle - ja, das ist dann so. Je schneller ich das akzeptiere, desto weniger raubt es mir meine Kraft. Wer mit seinen Reserven klug umgeht, wird sich außerdem nicht überall einmischen und es nicht jedem recht machen wollen. Keiner kann zu jedem Thema seine Meinung sagen und vertreten. Es ist besser, wenn man weiß, was einem wichtig ist und sich dann dafür konsequent einzusetzen. Noch ein Gedanke abschließend: Manche Fehler sind hartnäckig, wir machen sie immer wieder. Aber nicht unendlich oft. Irgendwann spüren wir, dass wir jetzt mit keinem neuen, besseren Ergebnis mehr rechnen können. Fehler sind gut und wichtig, aber nur dann, wenn wir aus ihnen lernen. Dann sind wir an dem Punkt angelangt, wo wir sie gemeistert haben.

Ich bin überzeugt, dass diese Hinweise uns helfen, unsere Kräfte einzuteilen. Damit wir nicht so leicht umfallen, wenn uns der Wind heftig um die Ohren pfeift.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24687
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