Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Wie schön ist es, eine Hand in der eigenen Hand zu spüren! Neulich bin ich mit meiner Tochter durch ein Festgetümmel gelaufen, es war voll und wir wollten uns nicht verlieren. Ein kurzer fester Händedruck hat uns gesagt: Wir gehören zusammen. Wie schön, dass wir so aneinander festhalten und uns so vertrauen können.

Trotzdem weiß ich: irgendwann wird das ja anders. Irgendwann ist meine Tochter nicht mehr 10,  und dann ist einfach nur peinlich, so mit der Mutter gesehen zu werden  - an der Hand geht gar nicht. Kinder an der richtigen Stelle loslassen, damit sie ihren Weg gehen. Und  darauf  vertrauen: Sie werden den Weg finden, weil sie schon ganz schön selbständig sind und weil sie erfahren haben, wie man Halt findet. Festhalten und Loslassen – das gehört für mich auch zum Glauben dazu. Manchmal fühle ich mich in meinem Glauben gehalten. Manchmal lasse ich aber los, verlasse vertraute Wege, weiß nicht mehr weiter. Manchmal frage ich mich, ob das noch der Weg ist, den Gott sich so vorstellt hat. 

In einem der Psalmen betet ein Mensch zu Gott: „Dennoch bleibe ich stets an Dir, denn Du hältst mich bei meiner rechten Hand.“ Dieser Satz sagt mir: selbst wenn ich loslasse, lässt Gott mich nicht los. Er lässt mir viel Freiheit, ich kann vieles austesten und manche Umwege gehen. Auch wenn ich es gar nicht merke: letztlich bleibt Gott in meiner Nähe, damit ich immer wieder Halt finden kann.

Bleiben und Halt finden. Und dabei erfahren: Vieles in meinem Leben ist genau damit zu erklären, dass Gott bei mir ist. Wenn ich seit langem einem Menschen begegne, den ich mag, oder einen Ort wiedererkenne, wo ich mal sehr glücklich war: Dann denke ich:  das kann jetzt kein Zufall sein. Du hältst mich, Gott – und führst mich immer wieder an Orte und zu Menschen, zu denen ich allein den Weg nicht gefunden hätte. Und dann spüre ich wieder diesen Halt, dieses Vertrauen, das ich als Kind schon kannte.  

Daran hat mich die Hand meiner Tochter erinnert, als wir auf dem Fest unterwegs waren. Dieses Gefühl: Wie schön, dass  ich vertrauen darf!

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