Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Einatmen. Ausatmen. Nicht mehr atmen.“ Sagt mein bester Freund und grinst Das ist bei uns ein kleines Ritual, wenn ich mich ärgere. Ich habe ihm gerade von einem Streit erzählt. Und er spürt genau, wie wütend, ohnmächtig und gekränkt ich bin, richtig außer mir und mir stockt der Atem. „Einatmen. Ausatmen. Nicht mehr atmen.“ Sagt er dann. Und ich verstehe: stop! Atme mal wieder. Du hältst ja grad die Luft an!

Aber er meint noch mehr. „Konzentriere dich doch mal kurz auf deinen Atem. Spüre, dass du atmest, dass du lebst! Damit bringt mich mein Freund immer wieder ins Lot. Wie gut, dass ich ihn habe.

Der Apostel Paulus hat seinem Freund Timotheus auch immer mal geholfen. Er hat das mit anderen Worten gemacht, aber im Prinzip ging es ums Gleiche: er hat ihn an das erinnert, was ihn wieder ins Gleichgewicht bringen kann. „Gott gibt uns nicht einen Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“

„Gott schenkt dir deine Lebensgeister“, sagt Paulus seinem Freund. „Kraft, Liebe und Besonnenheit.“ Aber wie soll das gehen? Wie kann ich diesen Geist bekommen?

Ich stelle mir das so vor, als würde ich in Gedanken einen Raum verlassen und in einen anderen Raum eintreten. Im ersten Raum ist es dunkel und kalt. Ich fühle mich hilflos und klein. In diesem Raum ist der Geist der Furcht. Im anderen Raum ist es hell und warm. Hier fühle ich mich sicher und entspannt. Hier wohnt Gottes Geist.

Die einfachste Methode, um von einem Raum in den anderen zu gehen, ist die: lausche auf deinen Atem – wie er kommt und geht – ein Rhythmus, der einfach immer da ist, ganz von selbst. Denn Gott hat uns seinen Atem eingehaucht, heißt es in der Bibel. Dieser Atem ist es, der uns lebendig macht. Wenn ich bewusst den Atem spüre, bin ich Gottes Geist ganz nahe.

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