SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

„Mach‘s gut“, sagen viele, wenn sie auseinander gehen. Andere sagen „Auf Wiedersehen“ oder „Tschüss“, in Österreich sagt man „Servus“ das alles sind bekannte Abschiedsworte. Und mir ist aufgefallen: Es sind immer auch gute Wünsche. Wenn man sich verabschiedet, gibt man dem anderen noch einen guten Wunsch mit.

Ja, beim Abschied wünsche ich meinem Gegenüber etwas. Ganz deutlich wird das bei „Auf Wiedersehen!“ Das ist der Wunsch, sich nicht aus den Augen zu verlieren, sich bald mal wieder zu treffen, in Kontakt zu bleiben. Das Servus der Österreicher stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Diener“ Mir sagt dieser Abschiedsgruß „Ich diene dir, helfe dir, ich bleibe an deiner Seite“. Der Mensch, von dem ich mich verabschiede, soll nicht alleine sein. Er soll spüren: da geht einer mit mir – und sei es nur in Gedanken.

Mir gefällt das. Nicht einfach so auseinanderzugehen, sich den Rücken zu kehren, sondern sich noch etwas mit auf den Weg zu geben. Einen Wunsch, eine Bitte, ja, manchmal sogar einen Segen. Ja, einen Segen! Und das nicht nur in der Kirche, sondern mitten im Alltag: „Ade“, „Adieu“ oder auch „Tschüss“ meinen alle dasselbe, nämlich Ad Deum „zu Gott“– und das bedeutet nichts anderes als „Gott befohlen“.

Und dieser Wunsch zieht sich durch alle Altersgruppen. „Adieu“ sagen vielleicht eher die Älteren unter uns, im Schwäbischen sagt man „Ade!“, „Tschüss“ sagen die Jüngeren. Aber die Worte  meinen das Gleiche: Dein Leben sei Gott befohlen. Er möge dich begleiten auf allen deinen Wegen. Er geht mit dir, egal wohin du auch gehst. Oft ohne daran zu denken, geben wir unseren Mitmenschen einen Segen mit auf den Weg, wünschen, dass sie nicht alleine gehen, sondern Begleitung haben. Begleitung durch andere Menschen, Begleitung durch Gott.

Jedes Abschiedswort ist ein Wunsch, manche sind ein Segenswort. Oft bin ich mir gar nicht bewusst, was ich damit meinem Nächsten wünsche, vielleicht sage ich es auch manchmal einfach nur so dahin. Aber die Bedeutung bleibt und somit auch der Wunsch, der Segen. „Sei Gott befohlen!“ Nicht nur in dem Moment der Verabschiedung, sondern immer. Sei gesegnet. Und so sage ich heute Abend: Tschüss! Ade! Seien Sie Gott befohlen!

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