SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

Manchmal sieht man einem Gesicht an: in diesem Leben ist manches schief gegangen. Da liegt so ein Schatten der Vergeblichkeit in den Augen. Sie sind matt und trüb und der Blick geht oft ins Leere. Als ob da nichts mehr zu holen wäre im Leben. Ich kenne das auch. Das deprimierende Gefühl, dass alles vergeblich war. Obwohl ich mich so eingesetzt, eingebracht, engagiert habe. Am Ende hat es nichts genutzt.

Wenn Sie diese Erfahrung auch kennen, dann ist vielleicht diese Geschichte aus der Bibel gut für Sie:
Zwei Boote liegen am Ufer eines Sees. Die Fischer sind ausgestiegen und waschen ihre Netze. Hinter ihnen liegt eine vergebliche Nacht. Alle Erfahrung, alles Geschick hat ihnen nichts genutzt. Sie sind mit leeren Netzen zurückgekehrt.

Manchmal legt sich der Schatten solcher Vergeblichkeit über ein ganzes Leben, wenn einer Tag für Tag, Jahr für Jahr, voller Hoffnung hinausgefahren ist, und am Ende doch mit leeren Händen am Ufer steht.
Nun sind die Fischer also am Ufer und viele andere aus dem Dorf auch. Und dann kommt Jesus dazu, steigt in eines der Schiffe, es ist das von Simon Petrus, und bittet ihn, er soll es ein wenig vom Land wegfahren. So können alle hören, was er sagen will.

Vielleicht waren es die Seligpreisungen, die er ihnen zugerufen hat, vielleicht hat er die Geschichte vom verlorenen Groschen erzählt, vielleicht das Vaterunser mit ihnen gebetet, unser täglich Brot gib uns heute. Wir wissen es nicht.

Wir wissen nur, dass er dann, als er aufgehört hat zu reden, Simon Petrus bittet, noch einmal hinaus auf den See zu fahren, und die Netze noch einmal zum Fang auszuwerfen. Petrus kann es zunächst gar nicht verstehen. Wider besseres Wissen und aller Erfahrung zum Trotz soll er, sollen sie noch einmal hinausfahren, wie die Narren, jetzt am Tag, wo sowieso kein Fisch mehr zu fangen ist?

Und dann sagt er diesen Satz: Aber auf dein Wort hin, will ich die Netze auswerfen. So fahren Petrus und die Fischer noch einmal auf den See hinaus und fangen so viele Fische wie noch nie in ihrem ganzen Leben.

Ich habe Ihnen diese Geschichte erzählt, weil sie mir Mut macht und ich wünsche mir, Ihnen auch. Wie auch immer die letzte Nacht war, wie vergeblich manches, was wir tun. Vielleicht hören Sie heute ein Wort von ihrem Partner, einem Freund oder Kollegen, das ihnen den Mut gibt zu sagen: Ich versuche es noch einmal!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24593
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