Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Vor vielen Jahren, ich war noch Student, da  habe ich mal in einer Polizeistation ein Team vom Kampfmittelräumdienst getroffen. Irgendwo waren wieder Granaten aus dem Weltkrieg aufgetaucht, und die mussten jetzt entschärft und abtransportiert werden. Wir kamen kurz ins Gespräch und als ich erzählte, dass ich Theologie studiere, sagte einer: „Wenn ihr mit eurer Botschaft vom Frieden auf Erden erfolgreicher wäret, hätten wir wesentlich weniger Arbeit oder könnten sogar etwas ganz anderes machen“.
Damals habe ich erst einmal gelacht. Das tue ich schon lange  nicht mehr. Denn leider hat der Mann recht.  Gerade jetzt, wo auf der ganzen Welt mal wieder angeblich  im Namen Gottes  gemordet und gebombt wird. Da kann man sich den Mund fusselig reden, die Irrlehre von einem Gott,  dem es gefällt, wenn so genannte Ungläubige massakriert werden, ist nicht tot zu kriegen.  Machen wir Theologen unseren Job so schlecht? Reden wir so kompliziert, dass es  nicht in Köpfe geht?
Gott ist kein Gott der Bomben und des Todes. Er ist ein Gott der Güte und Barmherzigkeit. Auch wenn das in der Geschichte der Menschen mit Gott  quer durch die Religionen immer wieder ad absurdum geführt worden ist und wird.
Da muss Gott selbst manchmal ganz rabiat werden, um zu erklären, was wirklich Sache ist. Die Bibel erzählt dazu ganz plastisch und bunt die Geschichte von Abraham, der auf Gottes Befehl hin seinen einzigen Sohn opfern soll. Im letzten Moment verhindert Gott selbst diese Tat.
Die Lektion wird Abraham wohl sein ganzes Leben nicht vergessen haben. Ach könnten wir Theologen auch mal so überzeugend sein.
Der elsässische Pfarrer und Journalist Martin Graff hat dazu kürzlich eine wunderschöne Kolumne geschrieben. Die gipfelt in der Erkenntnis:  wir brauchen nicht mehr Polizei und Betonklötze und Sondergesetze. Wir brauchen viel mehr Theologen, um die Kopfbomben der nächsten Generation zu entschärfen

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24561
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