Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Manchmal passiert es mir, dass ich beim Fernsehen Sätze höre, die mir im Kopf bleiben. Vor kurzem, bei einem eher seichten Krimi, da ging es  um ein Motorradrennen  auf der Landstraße, ganz ohne Tempolimit. Lebensgefährlich, vor allem in den Kurven. Da hatte es früher schon Todesfälle gegeben. „Warum machen die das?“ fragt einer. Antwort des anderen „Die suchen halt den Kick!“ „Komisch“ sinniert der eine. „da ist man Milliarden Jahre nicht da, dann kann man die Welt vielleicht so 80 Jahre bewusst erleben und dann ist man wieder weg bis zum Ende. Und da suchen die den Kick: Das Leben ist so kurz und kostbar, das ist doch ein einziger Kick.“

Ich muss ehrlich zugeben, so konsequent habe ich mein Leben noch nie gesehen.  Als permanenten „Kick“. Denn oft ist dieser „Kick“ eher ziemlich langweilig bzw. eintönig. Zumindest empfinde ich das so. Dabei ist es ja tatsächlich der Fall, wenn man den Vergleich zieht.  Milliarden Jahre finden ohne mich statt – und dann kommt ein kurzer Kick, der mit ein wenig Glück  so ca. 80 Jahre dauert.

Der Beter des Psalms  in der Bibel hat auch darüber nachgedacht:

Unser Leben währt siebzig Jahre, /

und wenn es hoch kommt, sind es achtzig.

Das Beste daran ist nur Mühsal und Beschwer, /

rasch geht es vorbei, wir fliegen dahin. (Ps90,10)

Stimmt. Der Mann ist Realist und sieht das Leben, wie es ist.  „Mühsal und Beschwer“  - kein Wunder, das man da auf die Idee kommt, sich den  „Kick“  auf andere Weise zu holen, z.B. beim riskanten Motorradfahren. Auf was lege ich wirklich Wert? Auf den Kick des Augenblicks oder  ist mein ganzes Leben so wertvoll, dass es ein einziger Kick ist?
Ich persönlich werde immer dankbarer für die Zeit, die mir im Ganzen bleibt  und halte es mit dem Barockdichter Angelus Silesius. Der sagt:

Ich komme ich weiß nicht woher – ich gehe ich weiß nicht wohin. Mich wundert, dass ich so fröhlich bin. “

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24560
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