SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Sie haben einen besonderen Draht zueinander: Großeltern und Enkelkinder. Ich freue mich jedes Mal, unsere Enkelkinder wiederzusehen. Ein herrliches gegenseitiges Geben und Nehmen – die Zeit, die Enkelkinder und Großeltern miteinander verbringen.
Für die Großeltern bedeutet es, das Leben nochmal aus einer völlig anderen Perspektive zu sehen. Mit den Enkeln bekommt es ein anderes Tempo. Man nimmt sich Zeit, Geschichten zu erzählen, ihre vielen Fragen zu beantworten.
Die Großelternrolle ist wesentlich einfacher als die der Eltern. Denn die haben die ganze Verantwortung. Da können Großeltern viel entspannter sein, weil die Enkel ja auch immer wieder nach Hause zu ihren Eltern gehen. Oder weil die Großeltern so manches wie von einer Tribüne aus mit verfolgen können. Und wenn es nötig ist, helfen sie. Großeltern sind Eltern in der zweiten Reihe. Und in dieser Position können sie gelassener und geduldiger, manchmal großzügiger sein. Und sie können auf ihre Lebenserfahrungen zurückgreifen.
Das kommt bei den Enkeln sehr gut an. Großeltern sind nicht selten für ihre Enkelkinder so eine Art Oase, in der sie auf Verständnis treffen, wenn es mal Ärger mit den Eltern gibt. Wo sie getröstet werden und wo jemand Zeit hat, sich ganz auf sie einzustellen. Großeltern sind wichtige Bezugspersonen für die Kinder. Das ist ein großes Glück, denn es ist ja nicht selbstverständlich, Enkel zu haben und sie in der Nähe aufwachsen zu sehen.
„Enkel sind das beste Mittel gegen die Demütigungen des Alters“- hat mal jemand gesagt. Und ich denke, das stimmt. Einerseits wird einem erst durch die  Enkelkinder bewusst, dass man jetzt zur ältesten Generation gehört – und das Lebensende ein Stück näher rückt. Andererseits bekommt man durch die Kinder wieder Freude an Dingen, die man so lange nicht mehr gemacht hat.

Man nimmt Zeit ganz anders wahr - als hätte man viel mehr davon. Wenn man zum Beispiel immer wieder das gleiche Spiel spielt. Einfach weil es Spaß macht. Ohne nach dem Nutzen zu fragen – eine gute Erfahrung. Das erinnert mich an die eigene Kindheit. Ich kann dankbar auf sie zurückblicken. Und werde irgendwie gelassener, wenn ängstliche Gedanken aufkommen, weil älter oder alt werden, für mich nicht so toll ist. Ich kann gelassener sein, weil ich sehe, wie sich das Leben wiederholt, wie es  immer weitergeht, es spannend bleibt – auch wenn ich vieles  nicht mehr selbst erleben werde – Denn  „…alles im Leben hat seine Zeit…“.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24555
weiterlesen...