Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Die Legende erzählt, dass eines Tages der Teufel dem hl. Martin erscheint. In königlicher Pracht tritt er vor ihn und spricht ihn an: „Martin, ich danke Dir für Deine Treue. Du sollst Dich für immer an mir festhalten dürfen.“

„Wer bist Du?“, fragte der Heilige. „Ich bin Jesus, der Christus.“ Martin entgegnet: „Und wo sind deine Wunden?“ „Ich komme aus der Herrlichkeit des Himmels. Da gibt es keine Wunden.“ Darauf Martin: „Dann bist Du nicht Christus! An dem Christus, der nicht das Zeichen des Kreuzes trägt, kann und will ich mich nicht festhalten.“ 

Auch der Heilige, dessen Fest die Kirche heute feiert, konnte sich Jesus nur mit seinen Wunden vorstellen. Ich meine den Apostel Thomas. Er war nicht dabei, als sich Jesus als Auferstandener seinen Freunden zeigte.

Als sie ihm sagen, dass Jesus lebt, winkt Thomas ab. Nein! „Wenn ich meinen Finger nicht in das Mal seiner Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.“ (Joh 20,25) 

So wurde der Apostel in der Überlieferung zum „ungläubigen“ Thomas! Das aber wird ihm nicht gerecht! Thomas hat doch erkannt, dass man Jesus nicht ohne sein Leid, ohne seine Wunden verstehen kann. In seiner Passion erklärt sich Jesus solidarisch mit allen Geschundenen auf dieser Welt. Wer diesem Jesus nachfolgen will, der darf die Not und das Elend seiner Mitmenschen nicht verdrängen. 

In der Gegenwart wird Papst Franziskus nicht müde, diese Botschaft zu verkünden. Die Kirche, so sagt er, muss ein Feldlazarett sein, in dem die körperlich und seelisch Verwundeten versorgt werden können. 

Christus finden in seinen Wunden. Das tut auch der Apostel Thomas,

Als er den Auferstandenen mit seinen Wundmalen sieht, bekennt er:

„Mein Herr und mein Gott!“ (Joh 20,28)

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24544
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