SWR3 Worte

SWR3 Worte

Die Theologin Claudia Nietsch-Ochs sitzt sehr gerne im Café. Dabei beobachtet sie, was draußen auf der Straße passiert:

Die Bühne, größer als der Zuschauerraum. Kein Vorhang, die Bühne ist immer besetzt, wird immer bespielt. Ein schmaler Streifen für kleine Tische und Stühle – dem Publikum wird Kaffee gereicht. Ich sitze und schaue, und die Vorstellung beginnt, jetzt auch für mich:

Junge Frauen stöckeln vorbei, lachende Schönheiten. Die Schultasche hängt noch an der Schulter, aber die Pflicht ist erledigt, das Leben wartet. Ein Mann mit Hund, hier nur an der Leine. Wer begleitet wen? Das Paar vergisst alles um sich herum, ein Kuss, ein strahlendes Lächeln. Eine ältere Frau, kein Blick für die Müßiggänger am Bühnenrand, sie legt den Weg zurück, zügig ohne Anspruch, einen Blick zu gewinnen – sie hat zu tun.

Seht der Mensch! Ich schaue und bestaune die Einzigartigkeit auf dieser Straßenbühne des Lebens. Ich zahle, stehe auf und werde zur Akteurin.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24508
weiterlesen...