SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

„Hasch gsehn, wie se geschtern rumgrannt isch!“, „Ja, Mann, voll hässlich. Und wie se gschminkt war.“ „Ey, und arbeiten tut die fascht nix. Hockt nur dumm rum!“

Mein Puls steigt auf hundertachtzig, als sich zwei junge Mädels minutenlang auf diesem Niveau den Mund über eine Kollegin zerreißen, bis sie schließlich fertig gestylt aus der Umkleide stöckeln. Völlig geplättet steige ich aufs Laufband und bin fassungslos.

Mir ist klar, dass ich andere auch ständig bewerte und sie schnell mal in Schubladen stecke. Oft unbewusst. Vor kurzem zum Beispiel, als eine Kollegin einen richtig altbackenen Pulli anhatte; oder letztens bei Freunden, als sie erzählt haben, wie viel Geld sie in ihr neues Auto gesteckt haben. Da hab ich auch gedacht: Das würde ich nie machen! Der Unterschied ist nur, dass ich weder über meine Kollegin, noch über meine Freunde deshalb schlecht gedacht oder geredet hab.

Ob meine Kollegin einen Pulli trägt, der mir gefällt oder nicht oder ob Freunde viel Geld für ein Auto ausgeben – eigentlich kann mir das wurscht sein. Darauf kommt es doch nicht an. Ich trag doch auch, was ich will und entscheide selbst darüber, was ich mit meinem Geld mache. Ich will ja auch nicht, dass man mich daran misst oder deshalb über mich lästert.  

Jedem sind andere Dinge wichtig; jeder denkt anders, fühlt und handelt anders; und jeder hat zu einem bestimmten Thema seine eigene Meinung. Das ist auch gut so!

Die Kunst besteht darin, den anderen so zu akzeptieren. Das wünsche ich mir für mich selbst auch.

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