SWR3 Gedanken

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Vorne und hinten je ein Maschinengewehr. Zwei schwer bewaffnete Polizisten rahmen mein Auto ein. Ich habe nichts verbrochen, nur die Grenze zwischen Deutschland und Frankreich überquert. Aber ich nehme vier Afrikaner in meinem Auto mit. Wir wollen Freunde in Lothringen besuchen. Die Beamten sind höflich aber bestimmt, wollen alle Papiere sehen, kontrollieren penibel. Nach gut fünf Minuten dürfen wir weiterfahren. Alles okay. Doch die Szene beschäftigt mich noch eine ganze Weile.

Bei der Kontrolle ist mir aufgefallen, dass die meisten Autos mit Europäern einfach durchgewunken werden. Mein Fahrzeug mit vier afrikanischen Studenten aber wird genauestens kontrolliert. Ich habe keinen Groll auf die französischen Grenzpolizisten. Sie machen ihre Arbeit, korrekt und freundlich.

Aber die kleine Szene macht mir ganz plastisch klar, dass es auch mitten in Europa längst keine offenen Grenzen mehr gibt. Zumindest nicht für jeden. Es ist nicht die bewaffnete Kontrolle, die mir lange nicht aus dem Kopf geht. Es ist das Dilemma dahinter.  Dass Menschen aus Afrika auch künftig die Grenzen überwinden wollen. In der Hoffnung auf ein besseres Leben. Und dass wir sie hier nicht haben wollen, um unser gutes Leben nicht zu gefährden. Eine einfache Lösung für das Dilemma gibt es nicht.  Es ginge wohl nur mit viel mehr weltweiter Gerechtigkeit, die auch mich etwas kosten wird. An Wohlstand und an Bequemlichkeit. Dazu wäre ich sogar bereit.

Bis es aber so weit ist werde ich mich wohl an Kontrollen wie diese gewöhnen müssen. Die afrikanischen Studenten in meinem Auto haben sie übrigens mit Humor ertragen.

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