SWR3 Gedanken

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Beim Gang durch große Möbelhäuser bewundere ich immer die perfekt gestylten Wohnlandschaften. Bei mir sieht es leider nie so aus. Wahrscheinlich, weil ich mich so schlecht von Dingen trennen kann. Die Zeitschrift, die ich irgendwann noch mal lesen will. Die Karte eines lieben Freundes, die ich einfach nicht wegwerfen kann. Nach kurzer Zeit schon stapeln sich die Dinge.

Ich weiß, dass ich damit nicht allein bin. Sich von Dingen zu trennen fällt vielen Menschen schwer. Dabei könnte es ganz einfach sein. Prüft alles, das Gute behaltet, heißt es immerhin schon in der Bibel. Damit sind zwar nicht Plunder oder abgelegte Briefe gemeint. Es geht um Gedanken und Überzeugungen. Doch das Prinzip ist das gleiche. Prüft alles und behaltet nur das, was wirklich wichtig ist. Das Übrige darf weg. Das Problem ist eher: Was ist wichtig für mich? Ich merke, dass es dabei um viel mehr geht als um alte Dinge. Es geht um Menschen und Ereignisse, die mir wertvoll geworden sind in meinem Leben. Um liebgewordene Erinnerungen, die sich an diese Dinge heften.

Der Theologe Leonardo Boff hat für solche besonders wichtigen Dinge einmal das Wort Sakrament benutzt. Es meint, dass in diesem Gegenstand, so unscheinbar er sein mag, die Vergangenheit wieder lebendig werden kann. In meiner Erinnerung. An den verstorbenen Vater etwa, oder die Tochter, die längst woanders wohnt. Das immerhin könnte ein Prüfstein sein für Behalten oder Wegwerfen. Was ist mir also so wichtig, dass es für mich zum Sakrament werden kann? Zu etwas, das meine wichtigsten Erinnerungen lebendig werden lässt. Das allermeiste kann ich dann tatsächlich wegwerfen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24488
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