Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Im Alter von 47 Jahre hat der US Amerikaner Douglas Tompkins sein Leben total umgekrempelt. Bis dahin verdiente er als Erfinder und Mitgründer einer bekannten Markenbekleidung richtig gut Geld. Doch vor 17 Jahren wurde ihm klar: Die Industrie, in der er arbeitete, zerstörte die Umwelt. Tompkins machte einen radikalen Schnitt. Der heute 64 – jährige New Yorker verkaufte für 150 Millionen Dollar seine gesamten Anteile an der Firma. Von nun an sah er seinen Lebensinhalt darin, die Natur vor dem Menschen zu schützen. Mit seinen vielen Millionen Dollar kaufte er im Süden von Chile und Argentinien riesige Areale an Regenwald. Seine Idee: Durch den Kauf von möglichst viel Natur verhindern, dass die Ökosysteme durch menschliche Profitinteressen zerstört werden. Er will die Natur vor Kettensägen, Sojaanbau und anderen Gefahren der Zivilisation schützen, um sie unberührt der Nachwelt zu erhalten. Tompkins hat für sich erkannt, dass ihm mit seinem Reichtum für die Erhaltung der Natur eine besondere Verantwortung zukommt. Eine solche Erkenntnis ist alles andere als selbstverständlich. Und dass sie zu einer solch radikalen Lebenswende führt, ist ziemlich ungewöhnlich und eher selten. So selten, dass auch die Evangelisten in der Bibel nur von einem einzigen reichen Mann berichten, der einen ähnlich radikalen Schnitt vollzieht. Es handelt sich dabei um einen korrupten Beamten, der im Auftrag der römischen Besatzungsmacht Zölle bei der jüdischen Bevölkerung einzieht. Seine Machtstellung nutzt er aus, um die Leute zu erpressen und sich persönlich an ihnen zu bereichern. Dass er bei den Menschen ziemlich verhasst ist, muss nicht eigens erwähnt werden. Dass sich ihm aber ausgerechnet der Anwalt der Armen, der von vielen als Messias gefeierte Jesus von Nazareth, freundschaftlich zuwendet, muss den Mann ziemlich beeindruckt haben. Jedenfalls beschließt er, alles unrechtmäßig erworbene Geld zurückzugeben und die Hälfte seines Vermögens mit den Armen zu teilen. Die Geschichte dieses Beamten mit Namen Zachäus wird heute in den katholischen Sonntagsgottesdiensten vorgelesen. Sie ist – wie im Fall Tompkins – ein Beispiel für die ungewöhnlich radikale Umkehr eines reichen Menschen.

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