SWR4 Abendgedanken

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Wer ist für was zuständig? Ist in Gruppen oft eine Frage, um die es Krach gibt. Das war auch bei den ersten Christen so. Auch zwischen den beiden großen Aposteln Petrus und Paulus. So harmonisch, wie die beiden heute oft als Altarfiguren nebeneinander stehen, war ihr Verhältnis in ihrem realen Leben nicht. Auf den Altären, in der traditionellen Sichtweise der Kirche, ist die Aufgabenverteilung klar: Petrus hat den Schlüssel in der Hand, zum Zeichen dafür, dass er der Chef ist. Der Mann mit der Schlüsselposition. Und Paulus wird mit Buch dargestellt, er ist der Schreiber, der Gelehrte, der große Theologe und Lehrer, der Vordenker der Gruppe. In der Sprache der Parteien würde man sagen: Petrus ist der Vorsitzende und Paulus ist der Chef der Programmkommission. Soweit so gut, wenn da nicht die Bibel wäre. Da berichtet Paulus selbst von einer anderen Arbeitsaufteilung. Im Galaterbrief schreibt er: „Mir ist das Evangelium für die Unbeschnittenen anvertraut wie dem Petrus für die Beschnittenen. Denn Gott, der Petrus die Kraft zum Aposteldienst unter den Beschnittenen gegeben hat, gab sie mir zum Dienst unter den Heiden.“ (Gal 2,7-8) Also Petrus ist für die Mission unter den Juden zuständig und Paulus für die Mission der Nichtjuden, der Heiden. Nicht, der eine ist der Vorsitzende und der andere der Vordenker, sondern man macht eher eine territoriale Aufteilung. Jeder hat sein Revier, dann kommt man sich auch nicht ins Gehege.

Heute ist der Gedenktag der beiden. Petrus und Paulus. Das kommt nicht so oft, dass so große Heilige an einem Tag gefeiert werden. Aber hier macht es Sinn: Denn beide waren wichtig für die Kirche, jeder hat sich auf seine Weise für den Glauben an diesen Jesus Christus eingesetzt. Das es dabei Krach um Zuständigkeiten gab, ist normal. Denn auch die größten Heiligen waren schließlich nur Menschen. 

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