SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Woran glaubst Du? Zu dieser Frage läuft gerade eine Themenwoche in der ARD. Um besser zu verstehen, woran ich glaube, habe ich auch bei anderen Religionen gestöbert. Da habe ich zum Beispiel gelernt, dass es im Buddhismus zwei Wege gibt, zu glauben: den Weg des Kätzchens und den Weg des Äffchens. Fängt ein Kätzchen an zu jammern, dann kommt die Mutter und trägt es im Maul davon. Das Kätzchen kann sich einfach hängen lassen. Beim Äffchen läuft es anders: Das Äffchen klagt nicht, sondern läuft selbst zur Mama und klettert geschwind auf ihren Rücken.

Diese beiden Wege gelten gleich viel. Die Menschen sind halt unterschiedlich: Die einen bitten Gott um Hilfe wie kleine Kätzchen. Die anderen versuchen die Sache erst einmal alleine zu regeln. Noch bevor die himmlischen Mächte Hilfe schicken können, haben diese Menschen oft schon selbst ihre Probleme gelöst.

Nun bin ich kein Buddhist und würde mich auch für keinen dieser Wege entscheiden wollen. Aber es gibt Tage, da fühle ich mich wie ein Kätzchen. Dann lade ich alle meine Sorgen bei Gott ab, lass mich hängen und sage „Gott, ich kann die Dinge nicht ändern. Kannst Du mir nicht helfen?" Manchmal kommt dann etwas in Bewegung - ohne dass ich selbst viel dazu tun musste. Andererseits gibt es auch bei uns die Redensart: „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott." Es gibt so Tage, da sage ich mir: Vertrau auf Gott und schau erst mal, wie weit Du selber kommst. Schwierigkeiten hin oder her: Mutig anpacken und loslegen.

Der amerikanische Theologe Reinhold Niebuhr hat ein Gebet geschrieben, das gut dazu passt. Da heißt es:

„Gott, gib mir den Mut, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann,

die Gelassenheit, die Dinge anzunehmen, die ich nicht ändern kann,

und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!"

Das wünsche ich Ihnen heute: Viel Kraft für ihre Aufgaben. Und die Weisheit, zu erkennen, welcher Weg der richtige ist, um gut ans Ziel zu kommen.

 

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24405
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