SWR3 Gedanken

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Manchmal muss ich einfach raus mit unseren beiden kleinen Töchtern. Raus ins Dorf. Und wenn es nur eine Runde um den Block ist. Die Große darf dann auf kleinen Mauern balancieren und die Kleine schaut, ob es irgendwo Katzen zu sehen gibt. Für Erwachsene können solche Kleinkind-Touren eintönig sein. Dieses Tingeln von Vorgarten zu Vorgarten, es gibt Spannenderes.  

Bei unserer letzten Tour war allerdings richtig was los. Zwei Straßen weiter, in dem kleinen Vorgarten an der Ecke. Ein Mann macht da gerade Fotos als wir kommen. So richtig aufwendig mit Profikamera und Riesen-Objektiv. Der Mann kauert im Gras. Gloria sieht das und fragt gleich lautstark: „Was machst du da?“ „Ich suche kleine Schnecken und Grashüpfer. Die sind so klein, da muss man ganz genau hinschauen.“ Und weil Gloria immer weiter fragt, dürfen wir uns ein paar Fotos auf dem Kameradisplay ansehen. Wir sehen scharf gestochene Nahaufnahmen von winzigen Schnecken mit Schneckenhäuschen, so filigran, dass man durch sie durchschauen kann. Aus verschiedenen Winkeln sind die Mini-Schnecken fotografiert, ein Bild schöner als das andere. Der Mann erklärt uns alles und kommt dabei richtig ins Schwärmen: „Am schönsten ist es, wenn es über Nacht Tau gegeben hat. Die Tautropfen. Das ist eine Schönheit, die kann man mit bloßem Auge gar nicht sehen. Aber am Computer-Bildschirm. Das ist herrlich.“

Der Mann strahlt. Und ich freu mich einfach mit. Weil unsere Kleinkind-Tour dieses Mal richtig aufregend war – dank des Fotografen. Er kann sich für Kleinigkeiten begeistern und Kinder finden die ja eh toll. Aber nicht nur die. Ich bin auch irgendwie angesteckt – von diesem Blick fürs Kleine. Wer so in die Welt schaut, für den kann der langweiligste Spaziergang zur richtigen Expedition werden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24383
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