SWR3 Gedanken

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Wenn mein Bruder aus Berlin zu uns zu Besuch kommt, muss er immer erst mal umschalten. Vom Großstadt-Modus in den etwas langsameren Land-Modus. Das fängt schon am Bahnhof in Offenburg an. Er hat mir erzählt: Wenn er aus dem ICE aussteigt, ist er auf den ersten Metern immer noch viel schneller als die anderen auf dem Bahnsteig. Er hat noch das Berlin-Tempo drauf, die schnellen Schritte des Großstädters. Aber nach ein paar Momenten realisiert er, dass die Offenburger langsamer drauf sind, und passt sich an.

Ich habe etwas entdeckt, das passt zu dem, was mein Bruder am Bahnhof erlebt.

Es gibt Städte, die wollen ganz bewusst langsamer machen. Solche Städte können das Label Citta slow- Stadt erhalten, das gibt´s weltweit. Das Logo ist: eine Schnecke. Auch hier in der Gegend gibt es zwei Citta slow: Waldkirch bei Freiburg und Überlingen am Bodensee. Diese speziell langsamer tickenden Städte haben sich auf ein paar Punkte verpflichtet. Sie fördern Plätze, auf denen man gemütlich ausruhen kann. Sie schützen und erhalten eigene Traditionen und bei der Stadtentwicklung wollen sie nicht auf die Überholspur, sondern „langsam“ machen. Grob gesagt: Nichts überstürzen, sondern erst mal das Regionale, was eh schon da ist, leben lassen.

Offenburg ist zwar keine ausgewiesene Citta Slow, aber dieses Lebensgefühl kenne ich hier auch. Wenn mein Bruder zu Besuch ist, dann gefällt ihm das, dass die Uhren bei uns ein bisschen langsamer ticken. Wenn er sein Tempo etwas runtergefahren hat, dann genießt er das. Er schaut dann erstmal in Ruhe, ob im Elternhaus alles in Ordnung ist. Und später geht er dann noch seinen alten Schulfreund besuchen. Aber ohne Stress.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24379
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