SWR2 Wort zum Tag

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Im Apostolischen Glaubensbekenntnis heißt es: „Ich glaube an die heilige, christliche Kirche.“ Lange habe ich diese Worte irgendwie innerlich übersprungen. Abgehakt. Einfach drüber hin gesprochen. Danach kommen ja noch die großen Lebenszusagen: „Vergebung der Sünden – Auferstehung der Toten und das ewige Leben.“

Ganz gleich, ob es nun heißt „Ich glaube ... an die heilige christliche Kirche“ oder „an die heilige, katholische Kirche“ – also an die allgemeine, umfassende Kirche – seit einiger Zeit ist für mich daran das eine aufgegangen und wichtig geworden: Ich bin niemals alleine Christ. Ich bin verbunden mit Anderen. Die sind ähnlich im Leben unterwegs – im Hoffen, im Glauben und Lieben. Die sind heilig – also irgendwie anders, nicht normal, nicht normiert.

Das steckt in der Bibel im hebräischen Wort „kadosch“. Wörtlich übersetzt heißt es „ausgesondert“ – wofür wir im Deutschen „heilig“ sagen. Heilige sind nicht „Elite“, nicht Bessere, nicht optimierte Menschen, sondern sie sind auf eine Art anders.

Und so erlebe ich „heilige, christliche Kirche“:
Da kommen welche zusammen – die wissen darum: „Ich habe Versäumnisse, Fehler, Risse – wie Andere auch. Aber das setzt mich nicht herab, das schließt mich nicht aus. Nein, das macht gerade diese besondere Gemeinschaft der Christen aus: Ich weiß um meine Schwäche und lass die anderen in ihrer Schwäche nicht allein.“

Kirche – das ist für mich eine Gemeinschaft der Geknickten und Angekratzten. Die müssen andere nicht übertrumpfen oder überbieten.
Kirche - eine vom Geist Gottes gewirkte Gemeinschaft. Und ich gehöre dazu.

Das ist mehr als nur ein Gedanke. Das erlebe ich. Besonders intensiv, wenn beim Abendmahl Brot und Wein ausgeteilt werden – und ich dastehe – mit anderen Angekratzten – im Halbkreis – jung und alt, reich und arm, bekannt und unbekannt. Hand in Hand. Verbunden mit Christus - mit diesem so inspirierenden Sohn Gottes.

In letzter Zeit denke ich oft dabei an verfolgte Christen, die diese Gemeinschaft nicht ohne Gefahr erleben können – sondern nur unter Furcht und Schrecken. Ich denke an koptische Christen in Ägypten, an Christen in Syrien und anderen Ländern, wo sie bedrängt, verspottet, verfolgt und geächtet werden.Mit ihnen in Christus verbunden in Glaube, Liebe und Hoffnung – darauf vertraue ich. 

Und auch darum spreche ich nun voller Hoffnung auch dieses Wort mit:
„Ich glaube an die heilige, christliche Kirche.“

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24371
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