SWR2 Wort zum Tag

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Allerheiligen und Halloween. Von beiden ist in diesen Tagen die Rede. Sie gehören ja auch zusammen, wobei Halloween das ältere von beiden ist. „All Hallows Eve" so nannte die christliche Kirche das Fest der keltischen Druiden am Abend vor Allerheiligen. Ursprünglich feierten die Kelten zu diesem Datum das Sommerende. Und der Überlieferung nach suchten die Toten in der Nacht des 31. Oktobers die Lebenden, um deren Körper in Besitz zu nehmen. Um die bedrohlichen Geister abzuschrecken, verkleideten sich die Menschen und spukten selbst bei Nacht durch die Straßen. Über irische Auswanderer kam Halloween Mitte des 19. Jahrhunderts in die USA und wurde ähnlich populär wie Karneval bei uns. Dort entstand dann der Brauch, Kürbisse auszuhöhlen, ihnen eine gruselige Fratze zu verpassen, sie mit einer Kerze zu beleuchten und aufzustellen, oder in Geisterzügen durch die Straßen zu gehen.
Am Ursprung von Halloween stand also die Furcht vor den Toten. Die Toten könnten Besitz ergreifen von den Lebenden. So ganz unbegründet ist diese Furcht nicht. Manchmal beherrschen Menschen ja über ihren Tod hinaus das Leben von Verwandten, Freunden, Nachbarn. Entweder indem sie zu Lebzeiten dort schon viel zu stark vertreten waren und die Folgen noch lange zu spüren sind, oder indem die Lebenden die Toten nicht verabschieden, sich nicht lösen wollen oder können.
Auch Allerheiligen beschäftigt sich mit unserm Verhältnis zu den Toten, allerdings mit einem ganz anderen Akzent. Allerheiligen sagt: die Toten können uns nichts mehr anhaben, sie leben in einer anderen Welt, sie leben ungetrübt in der Welt Gottes. Was im Leben vielleicht Zerstörerisches von Ihnen ausgegangen ist, das gibt es nicht mehr. Und wo Lasten bei uns noch nachwirken, dürfen wir uns frei machen davon. Wir müssen uns andererseits auch nicht mehr sorgen um sie. Wir dürfen sie einem andern anvertrauen, und zwar alle, nicht nur die, die von der Kirche heiliggesprochen wurden.
Die Toten sind nicht Spukgeister in unserem Leben, sondern sie leben bei Gott. Das ist der Schritt von Halloween zu Allerheiligen. Und ihr Schicksal kann uns sogar Mut machen. Allerheiligen steht für den Glauben, daß jede Frau, jeder Mann, jedes Kind heilig werden soll. Das heißt: es soll kein Leben verloren gehen. Und es soll auch jedes Leben seinen Frieden finden. https://www.kirche-im-swr.de/?m=2432
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