SWR2 Wort zum Tag

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Es gibt viele Bilder vom Himmel. Eines der beindruckendsten findet sich im letzten Buch der Bibel, der sogenannten Geheimen Offenbarung oder Apokalypse des Johannes. Dieses ganze Buch ist wohl um das Jahr 90 geschrieben worden, als der Zwang zum Kaiserkult die Christen zunehmend bedrohte. Das Buch will trösten und angesichts brutaler kaiserlicher Gewalt ausdrücken: es ist Gott, auf den das Schicksal der Welt zugeht. In dem Buch gibt es einen Ich-Erzähler, der Visionen hat und beschreibt, was er sieht. Gegen Ende erzählt er so vom Himmel im Bild einer neuen Stadt, ohne Leid und Tod, mit Menschen aus allen Völkern, in deren Mitte Gott wohnt. Er schreibt:
Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr. Ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott her aus dem Himmel herabkommen; sie war bereit wie eine Braut, die sich für ihren Mann geschmückt hat. Da hörte ich eine laute Stimme ...rufen: Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden seine Völker sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen : Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen. ..... Einen Tempel sah ich nicht in der Stadt. Denn der Herr, ihr Gott, der Herrscher über die ganze Schöpfung, ist ihr Tempel... Die Stadt braucht weder Sonne noch Mond, die ihr leuchten. Denn die Herrlichkeit Gottes erleuchtet sie....Die Völker werden in diesem Licht einhergehen, und die Könige der Erde werden ihre Pracht in die Stadt bringen.... (Apokalypse 21)
Ein gewaltiges Himmelsbild zeichnet die Bibel hier: die Stadt ist schön und gibt Heimat, steht allen Völkern offen. Sie leben zusammen, und Gott ist in ihrer Mitte. Licht und Leben gehen von ihm aus, deshalb gibt es keine Nacht mehr, keine Angst, keinen Tod und keine Tränen.
Ich höre solche Bilder gern, gerade in den Tagen um Allerheiligen. Sie geben meiner Hoffnung für mich und für andere eine Gestalt, und sie haben viele kleine tröstliche Züge. Gleichzeitig zögere ich, wenn es allzu konkret wird. Es sind Bilder, entstanden aus Glauben, Hoffnung und Schmerz, gemalt mit den Farben des Lebens, sicher auch angestoßen vom Geist Gottes. Und sie können uns leiten und helfen, wenn wir gleichzeitig dem Himmel sein Geheimnis lassen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2431
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