SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Heute ist ein Gedenktag mit einem schwierigen Namen: Tag des Friedenssicherungspersonals. Also kurz gesagt: Tag der Blauhelme, der UN- Soldaten, die den Frieden sichern. Die UN- Friedenstruppen gibt es seit 1956 – ihr erster Einsatz war der Nahe Osten. 750000 Menschen haben seitdem für die Friedenssicherung in der Welt gearbeitet – mehr als 1500 sind bei dieser Aufgabe gestorben.

Ich lebe in einer Region der Welt, zu leben, die keine Blauhelm-Soldaten braucht. Dar über bin ich sehr glücklich. Wir leben in Frieden – auf jeden Fall im völkerrechtlichen Sinn. Und ich kenne keine andere Situation; ich bin in Friedenszeiten geboren. Aber den Frieden sichern – das will ich nicht nur den Blauhelmen überlassen.

Denn auch bei uns ist der Friede gefährdet. Der Ton und die Sprache in politischen Auseinandersetzungen und in den Medien werden immer schärfer und aggressiver. Und was als Beschimpfung beginnt, eskaliert oft in konkreter Gewalt. Deshalb ist mein Beitrag zur Friedenssicherung, auf meine Sprache zu achten. Unser Alltag ist voll mit Ausdrücken, die ihren Ursprung in kriegerischen Handlungen und Haltungen haben z.B. Fronten aufbauen, einen Volltreffer landen, Grabenkämpfe und  Duelle ausfechten, sich entrüsten, Manöverkritik üben, verschanzen, sich wappnen…. Das ist nur eine kleine Auswahl. Unsere Alltagssprache, auch die Sprache der Medien ist voll von solchen Ausdrücken. Sie sind mir absolut geläufig und manchmal erschrecke ich mich selber, wie viele dieser Wörter ich unüberlegt benutze. Aber ich kann sie vermeiden: Dann mache ich Meinungen deutlich statt Fronten aufzubauen, dann bereite ich mich vor, statt mich zu wappnen, dann übe ich aufbauende Kritik statt Manöverkritik , dann nehme ich jemanden in den Blick statt ins Visier.

Denn auch die Sprache, das was ich höre und lese, das was ich sage, beeinflusst mein Handeln und mein Denken. Und meine Sprache beeinflusst die anderen und wie sie auf meine Meinung reagieren. Das fordert mich jeden Tag aufs Neue heraus, mich einer wohlwollenden, friedliebenden Sprache zu bedienen. Das ist nicht immer einfach. Aber es ist mein kleiner Beitrag zur Friedenssicherung.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24305
weiterlesen...