SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Zum Schluss habe ich dann noch den Himmel bearbeitet. So lange, bis er mir gefallen hat. Das hat mir neulich ein Freund vorgeschwärmt. Er hat ein neues Programm, mit dem man Fotos nachbearbeiten kann. Und auf dem Bild war ihm der Himmel zu grau und diesig. Aber mit dem neuen Programm gar kein Problem. Ein paar Klicks und schon hat er einen strahlend blauen Himmel …

Wenn es nur immer so einfach wäre … Mit ein paar Klicks einfach alles wegklicken, was mir nicht gefällt. Schlechtes Wetter – klick. Steuererklärung – klick. Ärger mit den Kollegen – klick. Wenn es so ein Programm geben würde, wäre das sicher der Renner. Aber die Wirklichkeit ist anders. Es gibt auf unserer Welt Sachen, die wir nicht ändern können. Ich glaube, das ist allen klar. Das Wetter z.B. Dass es Tag und Nacht wird. So was in die Richtung. Das muss man ertragen.

Ich verstehe es deshalb, wenn Menschen beten: „Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann“.
Aber: Zum Glück geht das Gebet weiter: Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. 

Es gibt ja auch Sachen, die kann man nicht einfach so lassen. Wie Menschen miteinander umgehen z.B. Wie ungerecht es manchmal in der Arbeitswelt zugeht. Da braucht es Mut, etwas zu ändern.

Ich glaube, dass mich dieses Gebet vor zwei Sachen schützen möchte. Das eine ist, dass ich nicht verzweifle, weil ich an vielen Sachen nichts ändern kann. Das andere ist, dass ich auch nicht aufgebe und die Hände in den Schoß lege. Es gibt Sachen, die ich ändern kann. Wie gehe ich mit meinen Mitmenschen und der Umwelt um. Was tue ich, wenn ich mitkriege, dass jemand ausgeschlossen wird?

In der englischen Fassung geht das Gebet sogar noch weiter. Dass ich die Welt so annehmen muss, wie sie ist und nicht, wie ich sie vielleicht gerne hätte. Und dass Gott am Ende alles gut machen wird. Für mich ist das nicht vertröstet – auf irgendwann einmal. Mir hilft das, weil Ich mit allem nicht allein bleibe. Sondern mein Leben gestalten kann. Hier, jetzt und heute.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24275
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