Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Helium – ein flüchtiges Element. Ein Edelgas. Helium ist nach Wasserstoff das zweithäufigste Element im Universum. Auf der Erde kommt es in Erdgas vor, wird aus den Tiefen unseres Planeten gefördert. Aber sobald es die Erdoberfläche erreicht hat, ist es nicht mehr zu halten. Verlässt die Erde, so schnell es kann. Das lässt sich bei Hochzeiten oder runden Geburtstagen beobachten, wenn heliumgefüllte Ballons aufsteigen. Die verschwinden in Windeseile in den Himmel, sind schnell nur noch winzige Punkte – und dann nicht mehr zu sehen.

Helium – ein flüchtiges Element. Für mich ein Bild für den Menschen. Ein wiederständiges Bild. Denn ich will ja eigentlich kein flüchtiges Element sein. Ich will Spuren hinterlassen. Eindruck machen. Will in Erinnerung bleiben.

Aber zum Menschsein gehört eben auch, dass ich mich verflüchtige. Denn ich werde vergehen, meine Spuren werden vergehen. Wer weiß nach meinem Tod noch von mir? Und was bleibt wirklich? Bin ich nicht so was wie ein Luftballon, der aufsteigt, schnell nur noch ein winziger Punkt am Horizont – und dann eben nicht mehr sichtbar?

Aber das Element Helium erinnert mich auch daran, dass es diese wunderschönen Momente im Leben gibt, wo ich das Gefühl habe abzuheben, zu schweben, aufzusteigen. Wenn ich meine Frau ansehen und sie lächelt mich an. Wenn ich in den Ferien morgens an einem Ufer sitze und den Wellen zusehe. Wenn mich auf dem Fahrrad der Rückenwind den Berg hinaufbläst. Dann kann ich schweben.

Ich will in Erinnerung bleiben. Ich werde vergehen. Ich kann abheben. Das sind drei von vielen Arten, das eigene Leben anzusehen. In allen dreien sehe ich eine Botschaft: Weil ich nicht ewig bin und bleibe, ist der einzelne Moment wichtig. Das, was ich heute erlebe, tue und denke, ist einmalig – und deshalb wertvoll.

Nach einer Idee von Florian Sobetzko

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24261
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