Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Flüchtige Begegnungen – die sind was Schönes. Das unerwartete und kurze Treffen mit unbekannten Menschen. Ein paar Worte, die wir austauschen, ein Blick nur, eine ganz kurze gemeinsame Zeit. Aber eine Zeit, die oft genug bleibt. Weil sie mein Leben überrascht und reich macht.

Was ich meine? Ich drehe am letzten Wochenende mit dem Fahrrad eine Runde. Es tröpfelt. An einer Ampel stehen zwei Fahrradfahrer. Alte Fahrräder, Gepäcktaschen aus dem vorigen Jahrhundert. Sie beugen sich über eine Karte. „Kann ich helfen?“ frage ich. „Ja, “ sagt die Frau, „wir haben uns total verfranst.“ „Wohin wollen Sie?“ „Wir suchen den Rhein“, sagt der Mann und lacht. Wir kommen ins Gespräch. Die beiden sind in Etappen unterwegs: Vom Bodensee bis an die Nordsee. Einmal Deutschland Süd-Nord, immer am Rhein entlang. Aber den haben sie, hier an einer Ampel in einem Industriegebiet in Mainz, aus den Augen verloren.

„Ich nehm‘ Sie ein Stück mit,“ sage ich. Für mich ist das kein Umweg. Die beiden sind gar nicht so falsch gefahren und der Rhein ist gleich um die Ecke. Wir brechen auf, fahren nebeneinander her, unterhalten uns. Sie erzählen von ihrer letzten Etappe. Dann wird der Regen stärker. Wir verabschieden uns kurz und ich sause nach Hause.

Aber die Begegnung im leichten Regen wirkt nach. Wir waren uns völlig unbekannt. Die beiden waren froh, dass ich den Weg kannte. Und ich selbst habe mich nett unterhalten, ein bisschen was über Sie und über ihre Radtour erfahren. Wir haben unser Leben miteinander geteilt. Für ein paar Kilometer. Etwas ganz Banales eigentlich. Aber etwas, das glücklich machen kann.

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