SWR2 Wort zum Tag

SWR2 Wort zum Tag

„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,/ der uns beschützt und hilft, zu leben.“ Zwar viel zitiert, behalten  diese Verse von Herrmann Hesse  doch etwas Wahres –  gerade am  Anfang einer Woche. Für die einen mühsam nach einem schönen Wochenende, für andere nur die nächste Wiederholungsschleife,  für dritte befreiend, um im Alltagsrhythmus wieder etwas anzupacken. „Ich kann mit mir nichts anfangen“, sagen die einen, und andere haben Lust, die Initiative zu ergreifen, und etwas zu gestalten. Leben heißt anfangen, und Glauben erst recht. „Höre nie auf anzufangen, und fange nie an aufzuhören“.

Nicht zufällig steht am Beginn der ganzen Bibel der Satz: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Da ist nicht ein zeitlicher Anfang nur gemeint, sozusagen eine Initialzündung  zum Weltenlauf. Es ist  der  Augenblick  jetzt gemeint, und dieser Wochenanfang. Denn Gottes Schöpfung geschieht  immer. Im Ursprung schuf Gott Himmel und Erde, das heißt: er tut es immer noch, fortwährend. In biblischer Perspektive ist das der Zauber, der jedem Anfang innewohnt – die Einladung nämlich, der Schöpfertreue Gottes zu begegnen. Warum bin ich, warum bist du, warum können wir unterwegs sein – hier und jetzt, warum ist überhaupt etwas und nicht nichts? In jedem  Anfang erleben wir stets neu, wie wenig selbstverständlich das ist, dass wir noch Zeit haben und dass wir da sind.  Im Grunde ist nur Gott der, der wirklich  anfangen kann und stets  anfangen lässt.

Nach Christi Geburt  hat dieser Anfang einen Namen und ein Gesicht. Jesus ist gekommen, um die, die ihr Leben lang von der Angst vor dem Tod geknechtet werden, zu befreien (Hebr 2,14). Das österliche Bekenntnis zu ihm gibt jedem Anfang einen besonderen Zauber. Da gilt es, das Dasein als Gottes Schöpfung zu begreifen  und zu bewahren. Da will jeder Anfang als Einladung begriffen werden,  an Gottes Schöpferwirken teilzunehmen, so wie es die Jesus-Geschichten zeigen: zuversichtlich, wohltuend, heilsam. Ich könnte auch sagen: frühlingshaft. Alles gerät unter das Vorzeichen des Anfangens, selbst dann, wenn wir am Ende sind.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24237
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