Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Große Konflikte haben oft eine alte Geschichte. Ich denke etwa an Erbstreitigkeiten. Wenn man da nachhakt, geht es oft gar nicht in erster Linie ums Geld. In Wirklichkeit geht es um tiefsitzende Kränkungen aus der Kindheit; und das Gefühl, immer schon zu kurz gekommen zu sein… 

Manche solcher Konflikte lassen sich bis hin in biblische Zeiten zurückverfolgen. Z.B. die Konflikte zwischen Juden und Muslimen. Wir alle, auch die Christen, haben ja gemeinsame Wurzeln. Da ist z.B. unser Stammvater Abraham. Er gilt als Vater des Glaubens, und zwar für alle drei Religionen. Und von Abrahams Söhnen wiederum ist Isaak Stammvater der Juden, Ismael der der Muslime.

Und das kam so:
Gott hatte dem Abraham immer wieder einen Sohn versprochen. Aber er und seine Frau Sara werden älter und älter, und es tut sich nichts.  Da nimmt Sara die Sache selber in die Hand: Sie hat eine ägyptische Magd, die heiß Hagar. Die führt sie ihrem Mann zu und macht sie - sozusagen - zur ersten Leihmutter. Als Hagar schwanger wird, schaut sie auf Sara herab. Und ab da schwelen die Konflikte nur so, zwischen den beiden Frauen.

Hagar bekommt einen Sohn, den Ismael. Aber nicht lange, da wird auch Sara schwanger und bekommt den Isaak. Jetzt will Sara, dass die Rivalin endlich verschwindet. Sie liegt Abraham so lange in den Ohren, bis er Hagar und das Kind nimmt und die beiden wort-wörtlich in die Wüste schickt. Um ein Haar wären sie verdurstet, hätte Gott sie nicht - in letzter Sekunde - gerettet.

Für den anderen Sohn - Isaak - nimmt die Geschichte auch eine dramatische Wendung: Um ein Haar hätte Abraham auch den Isaak geopfert, wenn Gott nicht in letzter Sekunde eingegriffen hätte. Eigentlich ist es eine Geschichte über elterliche Verfehlungen und Lieblosigkeit. Und eine Geschichte über tiefsitzende Kränkungen in der Kindheit; und das Gefühl, zu kurz gekommen zu sein.

Es ist aber auch eine Geschichte über Rettung. Und über den wahren Vater,  der über alle seine Kinder wacht: über Ismael und Issak gleichermaßen. Und also über Juden, Christen und Muslime. Denn bei Gott kommt am Ende keiner zu kurz.

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