SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Danken hat schlechte Karten, denke ich manchmal. Danken liegt nicht im Trend. Es ist uncool geworden. 
Eine Frau sagt zu einer anderen: Dein Geschenk hat mich sehr gefreut. Vielen Dank. Die andere antwortet: Nichts zu danken.

Ich finde es schön, wenn Menschen schenken und einander helfen. Und es gefällt mir, wenn sie kein großes Tamtam darum machen. Aber schade finde ich, wenn ich mich bedanke und zur Antwort bekomme: nichts zu danken. Das heißt ja so viel wie: Du brauchst nichts zu sagen. Was ich getan habe, ist nicht der Rede wert. Es gibt nichts zu danken.

Warum ist das so? Ist das pure Bescheidenheit? Jesus war bestimmt kein Wichtigmacher. Er hat den Menschen gerne geholfen. Aber auch er fand danken wichtig und hat sich darüber gefreut. Einmal hat er zehn Männer von ihrer Krankheit geheilt. Nur einer von ihnen ist zurückgekommen und hat sich bei ihm bedankt. Das hat Jesus gefallen. Es hat ihn aber gewundert, dass die anderen einfach weitergegangen sind. Sie fanden nicht, dass es da etwas zu danken gab.

Ich finde Danke sagen wichtig. „Danke“ ist so eine Art Feedback, eine Rückmeldung. Ich sage dem anderen, wie gut es mir getan hat, dass er an mich gedacht hat. Wie soll er das sonst wissen? Ich glaube, das stärkt die Hilfsbereitschaft. Es ermutigt, anderen Gutes zu tun. Deshalb finde ich Danken so wichtig.

Ich stehe an der Straße. Die Autoschlange scheint endlos. Da kommt schon die Straßenbahn. Gott sei Dank, einer hält an. Ich kann schnell überqueren und bekomme gerade noch die Bahn. Dass einer aufmerksam gewesen ist, hat mir eine halbe Stunde geschenkt. Ich hätte sonst auf die nächste Bahn warten müssen.  

Ein anderes Mal bringe ich einen Brief zur Post. Alle Parkplätze sind belegt. Da streckt mir ein Mann seinen Parkschein hin und sagt: Ich fahre weg. Wenn Sie wollen – es sind noch 8 Minuten drauf.  

Und da soll ich nicht danke sagen. Soll einfach davonrennen, ohne dem anderen zu zeigen, wie hilfreich sein Verhalten für mich gewesen ist? Es müssen nicht immer Worte sein, ein Zeichen mit der Hand, ein Lächeln oder auch mal ein großzügiges Trinkgeld – ich kann auf viele Weisen danke sagen.   

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24168
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