Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Heute begehen die evangelischen Christen wieder den Reformationstag. Sie erinnern sich, wie mit Martin Luther ein ganz neues Stück Kirchengeschichte begann. Für mich hat dieser der 31. Oktober eine ganz persönliche Note: Denn ich bin katholisch getauft worden.
Und meine katholische Großmutter hat mich als Kind manchmal morgens zur katholischen Frühmesse mitgenommen. Das war spannend, auch wenn der Pfarrer viel in einer mir unverständlichen Sprache redete. Das sei Lateinisch, erklärte mir auf dem Rückweg meine Großmutter. Brauche man aber nicht zu lernen. Das Wichtige vom lieben Gott stünde in der Bibel. Und daraus als sie mir abends oft vor.
Später kam ich dann in den evangelischen Religionsunterricht und bin schließlich evangelischer Pfarrer geworden.
Wem gehöre ich denn nun am 31. Oktober, denke ich heute oft: Den katholischen Hinführungen meiner Kindheit oder den evangelischen Aufklärungen meiner Jugend?

Meine Großmutter hätte in ihrer einfachen Art vielleicht ganz pragmatisch gesagt:
Du gehörst dem lieben Gott. Und der hat eine Adresse: die BIBEL.

Martin Luther hätte so eine Antwort gefallen. Denn vor allem das aufmerksame Lesen in der Bibel schenkte ihm neues Vertrauen. Vertrauen zu Gott. Weil der unserer erste Adresse ist, wenn es um Lebenszuversicht geht. Und Gott hat sich nun mal in den biblischen Geschichten zu erkennen geben. Wie man zum Beispiel im Buche des Propheten Jesaja lesen kann:
„Fürchte dich nicht, ICH habe dich bei deinem Namen gerufen, ich kenne dich, du gehörst zu mir.“
Für Martin Luther konnten solche Bibelworte bedeuten: Der Gott der Bibel allein schenkt dir Selbstvertrauen. ER ist und bleibt die erste Adresse. Und das Zustellpostamt ist und bleibt die BIBEL. Päpste, Bischöfe, Heilige und Pfarrer sind allenfalls Briefträger. Sie helfen, dass die Post ankommt. Aber sie entscheiden nicht, wer Post bekommt und wer nicht.
Gott, so wie er sich in den biblischen Geschichten zu erkennen gibt, bleibt die erste Adresse.
Wenn ich zum Beispiel frage: Wie gewinne ich Vertrauen ins Leben?

Und das würdigen die evangelischen Christen, wenn sie heute den Reformationstag begehen.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2415
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