SWR3 Gedanken

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Was bringt einen Menschen dazu stehend auf einem Brett den Atlantik zu überqueren?! Der 42 Jahr alte Chris Bertish aus Südafrika hat das gemacht. In 93 Tagen, von Dezember bis März, hat er rund 2 Millionen Mal sein Paddel ins Wasser getaucht, nach hinten gezogen und wieder rausgeholt. Auf dem Wasser stehend von Agadir in Marokko bis Antigua, eine kleine Insel in der Karibik. Ist in einen Sturm mit 6 Meter hohen Wellen geraten und fast gegen Felsen vor den Kanaren geschmettert worden. Hat einen weißen Hai mit aufgeklapptem Maul auf sich zuschwimmen und kurz vor seinem Board abtauchen sehen. Maximal eineinhalb Stunden am Stück konnte er schlafen. In der schulterbreiten Box, die als Schlafstätte auf das Brett gebaut war und gegen die andauernd die Wellen geklatscht haben. Hat sich von Proteinriegeln, Dörrfleisch und entsalztem Wasser ernährt, dabei 15 Kilo abgenommen und 5 Minuten nachdem er wieder an Land war verzückt in einen Cheeseburger gebissen. Jetzt hat er den Weltrekord, ist er der erste Mensch, der den Atlantik als Stehpaddler überquert hat. Er hätte dabei sterben können. Denn er hatte kein Begleitboot dabei. Auf die Frage, warum er es trotzdem gemacht habe, hat er geantwortet: „ Ich bin mit zwei älteren Brüdern aufgewachsen, die oft gesagt haben‚ dass ich dies oder jenes nicht können. Der Spruch ‚Du schaffst das nicht‘ motiviert mich wohl bis heute.“ Wow, da begibt sich jemand in eine derart gefährliche Extremsituation und gibt als Motivation dafür demütigende Kindheitserfahrungen an. Faszinierend und erschreckend. Erschreckend wie sehr Geschwister einen Menschen kränken können. Und faszinierend was ein Mensch daraus machen kann.

 

Quelle: Der Spiegel 14/2017

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