SWR4 Abendgedanken

SWR4 Abendgedanken

Am kommenden Sonntag findet in einer unserer Gemeinden eine Erstkommunionfeier statt. Die Kinder wurden von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern viele Wochen vorbereitet. Es soll ihr Tag werden, ihr Weisser Sonntag. Heute nachmittag waren die Proben. Vorgestern waren sie schon einmal in der Kirche zum Sakrament der Erstbeichte. Sakramente sind einfache Zeichen; wir können sie auf Anhieb verstehen. Mit ihnen kommt Gott uns nahe. Bei dem Fest am kommenden Sonntag, wenn die Kinder zum ersten Mal die Kommunion empfangen, ist das einfacher zu verstehen als bei der Beichte. Sie hat keinen guten Ruf, wirkt altmodisch und hat in den meisten Gemeinden ihren Platz verloren. Das sieht man leicht in den Gesichtern vieler Eltern, wenn sie ihre Kinder zu dieser Feier begleiten. Muss das sein, ist das gut für die Kinder? Und überhaupt: in der Beichte geht es um Fehler und Sünden. Was hat denn ein Kind schon zu beichten? Natürlich kaum etwas und wenn sind es Kleinigkeiten. Aber mir ist etwas anderes wichtiger: nämlich die Chance zu nutzen und den Kindern deutlich zu machen, dass jeder Fehler macht und dass es schlechte und gute Möglichkeiten gibt damit umzugehen. Manchmal erzähle ich den Kindern von einem Mathelehrer in meiner Schulzeit. Es kam immer mal wieder vor, dass er sich an der Tafel verrechnete. Wenn wir das merkten und ihn darauf hinwiesen kam die Antwort: „Das hab ich extra gemacht um euch zu testen.“ Das war wenig glaubwürdig, der Lehrer hatte seine Autorität bald verspielt. Hätte er seinen Fehler zugegeben wäre das weitaus besser angekommen. Wenn ich diese kleine Geschichte erzähle hören auch die Eltern meist interessiert zu. Fehler zugeben ist nicht leicht, Ausweichmanöver gibt es viele. Wenn ich dann mit den Kindern einzeln die Beichte feiere, mit Ihnen rede und sie mir von ihren kleinen Fehlern erzähle, ermutige ich sie in ihrem Leben so weiterzumachen und zu gemachten Fehlern ehrlich zu stehen. Dass Gott sich darüber freut, wie ein guter Vater der liebevoll verzeihen kann und das auch tut, dass sag ich Ihnen dann sehr gerne. Wie befreiend das sein kann zeigt eine kleine Episode, die mehr sagt als viele Worte und die einem meiner Kollegen wirklich so passiert ist. Ein Pfarrer sammelt die Kinder zur Erstbeichte. Natürlich sind sie aufgeregt. Eins nach dem anderen wurde in den Beichtraum gerufen und kam danach munter wieder heraus. Ein Kind brachte es auf den Punkt. Es schloß die Tür zum Beichtraum, strahlte über alle Backen und machte einen Purzelbaum in der Kirche. Nicht weil es das „hinter sich“ hatte, sondern weil es sich wirklich entlastet, gutgelaunt und frei fühlte. Schöner kann man nicht ausdrücken was Beichte heissen kann. Mit oder ohne Purzelbaum.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24126
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