SWR3 Gedanken

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„Natürlich bin ich deutsch! Wie meine Eltern, Großeltern und Urgroßeltern! Und ich bin stolz darauf! Weil wir pünktlich, zuverlässig und fleißig sind, wir Deutsche. Deshalb funktioniert das auch mit unserer Wirtschaft so gut.“

So ungefähr haben das junge Leute gesagt. Als sie gefragt wurden, was ihre Wurzeln sind. Ähnlich haben das aber auch junge Engländer von sich behauptet. Und die aus Island, Pakistan und anderen Ländern. Alle waren sie stolz auf ihre Nation. Und dass sie dazu gehören. Manche waren auch froh, dass sie keine Deutschen, Osteuropäer oder Briten waren. Sie waren gerne unter sich, unter ihresgleichen im eigenen Land.

Die Forscher, die dieses Interview führten haben, haben sich das alles erst einmal angehört. Dann haben sie den jungen Leuten angeboten, ihre Angaben zu überprüfen. Sie wollten wissen: sind die, die so stolz sind, zu einer bestimmten Nation zu gehören, wirklich zu 100% Angehörige dieser Nation? Zwei Wochen später ist die ganze Gruppe wieder zusammengekommen. Und da hat sich gezeigt: Unter den Ahnen der jungen Leute war ganz Europa versammelt. Und zwar bei allen.

Der Bio-Deutsche war nur zu 45% Deutscher, zu 25% aber Brite, zu 20% Franzose und zu 10% Osteuropäer. Der Brite war zu 20% Franzose, der Pole zu 20% Deutscher. Ob diese Prozentzahlen wirklich so stimmen, bezweifle ich. Aber eins ist dabei klar geworden: Lupenreine Deutsche gibt es ebenso wenig wie 100%-Briten, -Franzosen oder -Polen.

Als die jungen Leute in dem Test das über ihre Herkunft erfahren haben, sind sie alle nachdenklich geworden. Manche haben angefangen zu weinen. Haben sich umarmt. Und alle haben angefangen, das zu sein, was sie schon immer waren: Verwandte.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24116
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