SWR3 Gedanken

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"Jetzt lass es auch mal genug sein!“ Das ist so ein Satz für den Sonntag heute. Schluss mit emails schreiben und eben mal schnell Wohnung aufräumen. Und vor allem Schluss mit der Sorge, ob das nächste Woche alles klappt mit dem Projekt und den Terminen. Nein. Heute ist Sonntag.

Lass es genug sein! Für Martin Luther war das eine Entdeckung, die nicht nur sein Leben verändert hat. Zu sagen: ich lass es genug sein. Ich lass mich nicht mehr treiben von so einem irrwitzigen Ehrgeiz oder von der Angst, dass das alles nicht reicht, was ich mache.

Martin Luther war schon als Kind hochbegabt, alles ist ihm zugeflogen. Aber seinem Vater war das nicht gut genug. Er sollte mal seine Silberminen übernehmen, aber das war hart. Und der Vater war hart. Alle waren damals hart. Ständig war Krieg oder Pest oder beides. Viele waren krank und am Verhungern. Und das Schlimmste: damals haben alle geglaubt, sie wären selber dran schuld, wenn es ihnen schlecht geht. Sie hätten es selber verbockt. Hätten Gottes Zorn verdient.  Am besten, ich geh ins Kloster, hat Luther gedacht. Da ist es vielleicht weniger gnadenlos.“ Aber im Kloster gings genauso weiter. Mit Extrem-fasten und Hochleistungs-beten.

Und wahrscheinlich hätte sich Luther auf ewig im Hamsterrad des „genug ist nicht genug“ abgestrampelt. Wäre er nicht auf einen Satz in der Bibel gestoßen.
Vielleicht war das ein Sonntag wie heute. Die Vögel haben einfach so vor sich hin geträllert, die Sonne flirrte durch die Blätter geflirrt und Luther liest den Satz: „Lass dir an meiner Gnade genügen“.  Manchmal sagt Gott das durch den Mund eines Kindes, oder durch die Blume. „Du bist geliebt von Anfang an. Sollen die Anderen reden, was sie wollen. Du bist ein freier Mensch. Deshalb hab Vertrauen in Gott. Lebe. Und lass es jetzt auch mal genug sein.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24114
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