SWR3 Gedanken

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Elf Jahre war ich damals alt. Ich kann mich noch gut an die Bilder im Fernsehen erinnern. An den kaputten Reaktor in Tschernobyl. An die radioaktiven Wolken über der Ukraine und Weißrussland. An die vielen Menschen, die gleich oder später daran gestorben sind. Das war heute vor 31 Jahren.

Bisher habe ich immer gedacht, dass wir alle daraus gelernt haben. Dass Radioaktivität zu gefährlich ist, um sie als Energiequelle zu nutzen. Und tatsächlich: hier in Deutschland soll in fünf Jahren der letzte Reaktor vom Netz gehen. Und auch die Kohle, Erdgas und Erdöl, die sogenannten fossilen Energiequellen, sollen nach und nach weniger genutzt werden. Stattdessen werden die erneuerbaren Energiequellen ausgebaut.

Aber wenn ich mich heute umschaue in der Welt, wird mir angst und bange. Amerika soll „great again“ werden, indem man die riesigen Gas- und Erdölvorräte an der Arktis anzapft. Dasselbe in Russland. Beide Großmächte setzen auf die veralteten Energiequellen. Die irgendwann aufgebraucht sind und bis dahin das Klima unglaublich anheizen.

Wenn ich heute meinen Kindern beim Spielen zuschaue, dann frage ich mich oft, wie die Welt wohl aussieht, wenn sie groß sind. Ich möchte nicht, dass sie in einer verstrahlten Welt aufwachsen. Oder in einer Welt, in der Naturkatastrophen zur Tagesordnung gehören, in der ganze Völker auf der Flucht sind, weil ihre Heimat vom Meer überspült oder von der Hitze verdorrt ist. Wenn wir unseren Kindern eine Zukunft gönnen wollen, dann ist der Ausstieg aus der Atomkraft und den fossilen Energien eigentlich alternativlos.

Aber das braucht nicht nur Zeit, es braucht auch jeden Einzelnen von uns. Deshalb werde ich wieder mein Fahrrad aus dem Keller holen. Ist zwar lächerlich wenig, aber irgendwo muss man ja anfangen. Um unserer Kinder willen!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24091
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