Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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„Wozu brauchen wir eigentlich noch Religion?“, so fragen mich Schüler manchmal in der Berufsschule. „Wir sind bereits groß, verdienen schon Geld und unser Betrieb versteht das auch nicht.“ Die sagen: Wir sollen lieber Fachkunde und vor allem Mathe lernen!

Ich frag mich dann: Wollen die Schüler wirklich eine Antwort von mir, oder wollen sie einfach nur mal Luft ablassen? Ich bin mir da unsicher. Denn ginge es wirklich darum, dass die Schüler ein Fach abwählen könnten, dann hätte wohl eher für das Angstfach Mathematik das letzte Stündlein geschlagen.

Heute lernt man Wissenschaft, die man dann gut verwerten kann in einem lukrativen Job. Viele glauben auch nur noch an das, was man sehen und anfassen kann: Biologie, Physik, Chemie.
Aber…reicht das? Den jungen Menschen, den Arbeitgebern?

Ich frage mich oft: Wo bleibt eigentlich die „Herzensbildung“? Die erwarten die Betriebe nämlich von unseren Schulabgängern. Die sollen sie ja mitbringen in ihre Berufe. Ich weiß, heute heißt das eher „Sozialkompetenz“ und „Persönlichkeitsbildung“. Ich nenn das aber lieber „Herzensbildung“.
Wo findet die heute einen Ort? Die Gewissheit, dass ich wertvoll bin. Und erwünscht bin. Das ich Gottes geliebtes Geschöpf bin und dass mein Wert nicht ständig von dem abhängt, was ich leiste.

Die Fragen nach meiner Existenz: Wer bin ich? Wohin gehe ich?
Was treibt mich an, das zu tun, was ich tue und gewisse Dinge zu unterlassen? Wo lerne ich, solche Fragen zu stellen? Und wer hilft mir, hier Antworten zu finden?
Die Antworten auf solche Fragen werden nicht von den Naturwissenschaften gegeben, denn die sind dafür nicht da.
„Herzensbildung“ heißt: ich möchte lernen, ein eigenständiger, reifer und verantwortungsvoller Mensch zu werden. Mein Innerstes möchte auch gut gebildet sein.

Denn wenn es da mal kracht in Familie oder Betrieb, braucht es Menschen, die gewissenhaft das Gespräch suchen und den Streit schlichten wollen. Es braucht Menschen, die gelernt haben, zu neuem Miteinander hin zu leiten. Das interessiert natürlich auch die Arbeitgeber: Denn die suchen ja zurzeit händeringend Personen mit Sozialkompetenz und Einfühlungsvermögen für die Teamarbeit in den Betrieben und den Service am Kunden.

Liebe Schüler, warum Religion in den Schulen unterrichtet wird?
Weil wir nicht aufhören wollen, unser Innerstes zu schulen, und immer weiter darin reifen wollen, Menschen mit „warmen Herzen“ zu werden.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=2405
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