Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Manche fordern, dass die biblische Schöpfungserzählung in den Biologieunterricht gehört. Dabei wird übersehen, das Schöpfungserzählungen und die Evolutionstheorie Darwins überhaupt nicht das gleiche aussagen wollen.

Wer hat jetzt nun recht? Darwin oder die Bibel? Seit dem Sommer wird diese Frage wieder heftig diskutiert. Denn hier kam der Vorschlag auf, die biblischen Schöpfungserzählungen zum Bestandteil des Biologieunterrichts zu machen. Bietet die Bibel wirklich ein Gegenmodell zur Evolutionslehre?
Um es klar zu sagen: Die biblischen Schöpfungserzählungen und die Evolutionstheorie Darwins wollen überhaupt nicht das gleiche aussagen.
Die Evolutionstheorie erklärt relativ plausibel, wie Leben entsteht und sich verändert. Evolution ist eine naturwissenschaftliche Kategorie. Ihr geht es allein um die Entwicklungen und Veränderungen im Lebensprozess. Die Evolutionslehre formuliert dafür eine solide Hypothese. Sie lautet: Die Selektion treibt die Entwicklung des Lebens und der Vielfalt der Arten an.
Die Schöpfungserzählungen der Bibel hingegen fragen anderes nach dem Ursprung des Lebens. Sie suchen nach dem Sinn, der hinter dem Leben steht, nach dem Grund, der das Leben trägt. Wer die biblischen Aussagen über die Schöpfung als naturwissenschaftliche Aussagen versteht, verkennt also grundlegend das Anliegen der biblischen Autoren.
Das heißt: Evolutionslehre und Schöpfungserzählungen sind zwei verschiedene Modelle der Weltdeutung. Sie betreffen jeweils andere Aspekte menschlichen Lebens.
Was aber erzählen die Schöpfungsgeschichten der Bibel? Sie erzählen im Großen und Ganzen von den guten Anfängen der Welt. Sie beschreiben, welchen Grund das Leben hat, halten fest, was für Welt und Mensch gelten soll.
Die Schöpfungsgeschichten machen das ganz praktisch. Indem sie von Gott und den Menschen erzählen – und vom Anfang, der keineswegs ein zeitlicher Anfang ist. Er ist ein Anfang im Sinne eines beispielhaften Ur-Geschehens. Die biblischen Schöpfungsgeschichten reden also eigentlich nicht darüber, wie es zu dieser Welt gekommen ist. Sondern sie zeigen, wie diese Welt „eigentlich“ gedacht ist, wie der Mensch sie sehen soll, wie er sich verstehen soll. Und dass er erkennt, dass Gott zu dieser Welt steht, dass er sie hält und schützt.
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