SWR2 Wort zum Tag

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Viele wollen das. Ewig jung sein. Es gibt einen Film, der diese Sehnsucht nach ewiger Jugend karikiert und zuspitzt. Sein Titel: „Der Tod steht ihr gut“. In dem Film geht es um zwei Frauen, die auf ewig jung und schön bleiben wollen und dabei um einen Mann konkurrieren. Sie zeigen einen so extremen Jugendwahn, bei dem sie das Leben letztlich ablehnen. Zum Leben gehört nämlich auch die Veränderung. Und diese beiden Frauen wollen keine Veränderung. Eines Tages taucht eine von ihnen plötzlich schlank, faltenlos und jung auf. Sie hat ein Geheimnis entdeckt, einen Trank, der sie nicht nur jung gemacht hat, sondern auch unsterblich. Ihre Konkurrentin kommt natürlich auch auf das Geheimnis. Sie nimmt den Trank auch und die Probleme der beiden spitzen sich zu. Sie werden zwar körperlich nicht älter, aber sie handeln sich Kratzer und Blessuren ein, die repariert werden müssen. Anfangs mit medizinischen Mitteln, später mit Farbspray. Skurril. Aber genau das zeigt, wohin diese Sehnsucht nach ewiger Jugend führt. Wenn ich meine Liebe zum Leben daran festmache, ob ich optisch jung bin und krampfhaft so bleiben will, fixiere ich mich auf die äußere Hülle. Und riskiere, dass ich meine Lebenslust und die Liebe zum Leben verliere. Für mich hat der Film aber auch etwas mit Ostern zu tun. In dem Film geht es ja darum, wie man damit fertig wird, dass man älter wird und stirbt. An Ostern feiere ich, dass Jesus den Tod besiegt hat. Und das verändert nicht nur meine Sicht auf den Tod, sondern auch auf das Leben und aufs Älterwerden. Für Ostern und auf Jesus hin müsste der Filmtitel nur nicht „der Tod steht ihm gut“ heißen, sondern eher: „Er steht den Tod durch“.

Ostern zeigt nämlich einen anderen Weg: Wenn ich in dieser Woche feire, dass Jesus den Tod besiegt hat, dann ist damit nicht nur für ihn etwas anders, sondern auch für mich. Und zwar nicht, weil ich dann etwas von diesem Leben zurückbekomme. Aber wenn Jesus auferstanden ist und den Tod durchgestanden hat, dann ist der Tod kein Stoppschild mehr, an dem alles endet, sondern eine Tür in ein neues Leben.

Und wenn ich darauf vertraue, dass diese Tür auch für mich geöffnet ist, dann kann ich viel gelassener damit umgehen, dass ich mich verändere und älter werde. Ich muss keinen Augenblick dieses Lebens krampfhaft festhalten, meine Jugend nicht, nicht mein jetziges Leben und auch nicht diesen Tag heute. Ich bin nicht mal dazu gezwungen, dass ich heute maximal glücklich bin. Aber ich halte die Augen offen für alles, was mir heute Freude am Leben macht und meine Liebe zum Leben stärkt: in der Natur, die gerade aufblüht, und in den Menschen, die mir heute begegnen.

Ich kenne Leute, die mit so einer Haltung leben. Für mich sind das österliche Menschen: äußerlich unter Umständen schon sehr alt; Aber ihre Lebensfreude zeigt, dass sie innerlich jung sind: Offen für jede Form von Veränderung und Leben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24020
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