SWR3 Gedanken

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Irgendwie ist der Karsamstag ein seltsamer Tag. Ein Tag dazwischen. Gestern Karfreitag, der Tag, an dem Jesus einen schlimmen Tod am Kreuz gestorben ist. Morgen früh werden wir Osterfeuer entzünden und die Auferstehung feiern. Aber was tun wir heute? Was tat Jesus an diesem Tag?

Nach dem christlichen Glaubensbekenntnis verbrachte Jesus diesen Tag im Reich der Toten. „Hinabgestiegen in das Reich des Todes“, heißt es da. Während im Reich der Lebenden die einen das Passah-Fest feiern und die anderen in Trauer erstarrt sind, ist er bei denen, die längst gestorben sind. Merkwürdige Vorstellung.

Nicht für unsere Mütter und Väter im Glauben. Die gingen davon aus, dass Menschen nach dem Tod in eine Art Parallelwelt gehen, wo sie den Rest der Ewigkeit verbringen. Und nach seinem Tod geht Jesus selbstverständlich auch dorthin. Aber nicht um den Rest der Ewigkeit dort zu bleiben, sondern um gerade den Toten von der Auferstehung zu erzählen. Und sie mitzunehmen in die große Hoffnung auf Leben in Ewigkeit. Schöne Vorstellung.

Auch für mich. Von einigen Menschen, die ich liebe, habe ich schon Abschied nehmen müssen. Und wenn ich an ihrem Grab stehe, hoffe ich so sehr, dass mit dem Tod auch für sie nicht das letzte Wort gesprochen ist. Und dass Ostern nun eben wirklich für alle Menschen gilt. Die, die noch da sind, und die, die wir vermissen.

Morgen werden wir im Reich der Lebendigen ein Osterfest feiern. Und nicht wenige werden trotzdem in Trauer erstarrt sein. Wenn ich mir vorstelle, dass Jesus auch bei denen ist, die längst gestorben sind, dann ist das für mich ein wirklich guter Gedanke, der mich tröstet und ermutigt, während ich meine Vorbereitungen treffe für das Osterfest.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=24012
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